El Salvador galt einst als eines der gefährlichsten Länder der Welt. Nach einer Gewaltwelle mit 62 Todesopfern binnen eines Tages hatte die Regierung des konservativen Präsidenten Nayib Bukele vor fast einem Jahr den Ausnahmezustand für zunächst 30 Tage beantragt. Die Maßnahme wurde später vom Parlament mehrmals verlängert. Mehr als 60.000 mutmaßliche Bandenmitglieder wurden seither festgenommen. In dem Land mit sechs Millionen Einwohnern sank die Zahl der Tötungsdelikte nach Regierungsangaben im vergangenen Jahr mit 495 auf einen historischen Tiefstand. Im Jahr davor waren es noch mehr als doppelt so viele gewesen.

Mega-Haftanstalt für 40.000 Gangmitglieder

In El Salvador werden Bandenmitglieder nun in einem großen Gefängniskomplex untergebracht. Präsident Nayib Bukele präsentierte die bereits fertigen Anlagen Anfang Februar bei einem Rundgang in einem Video, das landesweit im Fernsehen des mittelamerikanischen Landes ausgestrahlt wurde. Dort sollen ab einem noch unbestimmten Zeitpunkt bis zu 40.000 Gefangene eingesperrt werden.

Die Haftanlage in Tecoluca, rund 75 Kilometer südöstlich der Hauptstadt San Salvador, sei ein wesentlicher Faktor, um den Kampf gegen die gewalttätigen Banden vollständig zu gewinnen, schrieb der konservative Bukele auf Twitter. Das Gefängnis nimmt nach Angaben der Regierung insgesamt eine Fläche von 165 Hektar im Zentrum des Landes ein. Rund 850 Soldaten und Polizisten sollen es überwachen.

Mordrate ging zurück – aber auch Unschuldige in Haft

Seit knapp einem Jahr gilt in dem Land mit sechs Millionen Einwohnern der Ausnahmezustand. Eine Reihe von Grundrechten wurde eingeschränkt. Menschenrechtsaktivisten sprechen mittlerweile von willkürlichen Festnahmen. Mit einer Gefangenenrate von 605 pro 100.000 Einwohner hat El Salvador laut der Datenbank "World Prison Brief" bereits mehr Inhaftierte als jedes andere Land.

Im Kampf gegen die gravierende Bandenkriminalität in El Salvador sind auch unzählige Unschuldige festgenommen worden. Es seien mindestens 3000 Inhaftierte inzwischen wieder auf freien Fuß gekommen, teilte Präsident Nayib Bukele am Dienstag mit. Die Freigelassenen seien unschuldig. Es säßen aber noch immer 58.000 mutmaßliche Bandenmitglieder im Gefängnis, fügte Bukele hinzu. Ein aktuell gültiger Ausnahmezustand ermöglicht unter anderem Inhaftierungen ohne Richterbeschluss.