Bei einem israelischen Militäreinsatz in Nablus im Westjordanland sind nach palästinensischen Angaben mindestens neun Palästinenser getötet worden. Zudem wurden 102 Menschen verletzt, wie das Gesundheitsministerium in Ramallah am Mittwoch mitteilte. Sechs davon seien in kritischem Zustand. Unter den Toten waren demnach auch ein 72-Jähriger sowie ein 16-Jähriger.
Das israelische Militär teilte lediglich mit, dass es am Vormittag zu einem Einsatz in der Stadt gekommen sei. Weitere Informationen gab es zunächst nicht. Nablus gilt als eine Hochburg militanter Palästinenser. Berichten zufolge hatten israelische Einsatzkräfte bei einer Razzia ein Haus in der Stadt umzingelt. Daraufhin sei es zu Zusammenstößen mit militanten Palästinensern gekommen. Augenzeugen berichteten demnach von Explosionen und Schüssen in der Stadt.
Ein Sprecher der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas sagte nach der Razzia: "Die Geduld des palästinensischen Widerstands in Gaza geht zu Ende." Auch der militante Islamische Jihad kündigte in Gaza "eine Antwort auf die brutale Aggression" an. Beide Palästinenserorganisationen sind auch im Westjordanland aktiv.
Die Sicherheitslage in Israel und den Palästinensergebieten ist seit Langem extrem angespannt. Seit Beginn des Jahres wurden neun Israelis und eine Ukrainerin bei Anschlägen von Palästinensern getötet. Im gleichen Zeitraum kamen 58 Palästinenser ums Leben – sie wurden etwa bei Konfrontationen mit der israelischen Armee oder nach eigenen Anschlägen erschossen. Es gibt zudem immer wieder Berichte über Gewalt israelischer Siedler gegen Palästinenser, israelische Aktivisten oder Soldaten.
Israel hatte 1967 das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Dort leben heute mehr als 600.000 israelische Siedler. Die Palästinenser beanspruchen die Gebiete für einen unabhängigen Staat Palästina mit dem arabisch geprägten Ostteil Jerusalems als Hauptstadt.