Er hält sie fest, lässt sie nicht los. Noch nicht. Das Bild eines trauernden, schockstarren Vaters, der inmitten der Erdbeben-Trümmer in der Türkei die Hand seiner toten Tochter hält, ging um die Welt. Der Mann auf dem Foto soll Mesut Hançer heißen. Seine Tochter Irmak. Sie wurde nur 15 Jahre alt. Wie lange Hançer bei seinem Kind saß, ist nicht bekannt. Auch nicht, ob andere Familienangehörige des Mannes überlebt haben.
Die ikonische Aufnahme stammt aus der türkischen Stadt Kahramanmaraş, im Süden von Anatolien. Das Foto macht die unübersichtliche Zerstörung nach dem verheerenden Erdbeben im Grenzgebiet zwischen der Türkei und Syrien ein Stück weit fassbar.
Zu sehen ist nur die Hand des Mädchens. Ihr Körper wurde von den Trümmerteilen verschluckt. Der Gesichtsausdruck des Vaters ist schwer zu deuten. Er ruht in sich, weint nicht. Obwohl seine Welt gleich doppelt zusammengebrochen ist. Ins Auge sticht die orange Signalfarbe seiner Jacke. Sie schreit dem Bildbetrachter förmlich ins Gesicht: "Hier! Hilfe! Schau hin!". Aber vor allem: "Wende dich nicht ab!". Nein, der Vater wendet sich nicht ab.
Während soziale Medien und Zeitungen von Hunderten Aufnahmen zerstörter Stadtbezirke überschwemmt werden, offenbart dieses Foto mehr. Da ist die Verwüstung. Aber auch: Die unscheinbare Erinnerung an eine Welt, die nicht aus den Fugen geraten ist. Inmitten von Schutt und Asche erzählt ein Bett samt Matratze, eine herumliegende Decke, ein Fauteuil-Stück von einem Leben, das einst an genau diesem Ort existierte. Vor der Katastrophe.