Vertrocknete Parks in London, auf Grund gelaufene Schiffe in Europas großen Flüssen, Einschränkungen bei der Wasserversorgung in vielen Gebieten – die Erinnerung an die Jahrhundertdürre, die Europa 2022 über Monate hinweg fest im Griff hatte, ist noch frisch. Zwar sticht 2022 als Extrembeispiel hervor, der Trend zur Trockenheit besteht aber schon länger – seit 2018.

Der Dürre gegenüber stehen regionale extreme Niederschläge, die das Problem der Trockenheit aber nicht lösen. Im Gegenteil, die trockenen Böden können nur wenig Wasser aufnehmen, es kommt zu katastrophalen Überschwemmungen.

© Kvas - TU Graz

Wie dramatisch die Situation ist, zeigen Satellitendaten, die an der TU Graz ausgewertet werden. Demnach gibt es seit 2018 konstant niedrige Pegel und keine signifikanten Anstiege der Grundwasserspiegel.
"Ich hätte mir vor ein paar Jahren nicht gedacht, dass Wasser in Europa einmal ein Problem sein könnte, vor allem in Deutschland oder Österreich. Wir kriegen hier tatsächlich Probleme mit der Wasserversorgung, da müssen wir uns Gedanken machen", erklärt Torsten Mayer-Gürr vom Institut für Geodäsie. Mit rund einer halben Million Messungen minimalster Unterschiede in der Gravitation liefern Satelliten Daten, aus denen die TU sogenannte Schwerefeldkarten erstellen kann. Diese erlauben Rückschlüsse über weltweite Grundwasservorkommen.

Prognosen unterschätzten Situation

Mit den Bildern des letzten Sommers decken sich auch die Ergebnisse einer im Fachjournal "Nature Water" erschienenen Analyse zu den Auswirkungen des Klimawandels auf die weltweite Wasserverfügbarkeit. Die Studie unter der Leitung des Hydrologen Günter Blöschl von der TU Wien berücksichtigte mehr Faktoren als bisherige Klimamodelle (wie etwa die Speicherfähigkeit der Böden oder die lokale Vegetation) und kam zu einem ernüchternden Ergebnis. Im Schnitt sei mit weniger verfügbarem Wasser in Flüssen zu rechnen, als es bisherige Klimamodelle vorhersagen. Viele Systeme würden deutlich sensibler auf Veränderungen reagieren als bisher angenommen. Zukünftige Wasserkrisen könnten laut dem Autorenteam deutlich schwerwiegender sein als erwartet.

Österreich: Osten und Südosten problematisch

Vor allem in Nordamerika, in Teilen Asiens, in Afrika und Australien sei die Wahrscheinlichkeit von Wasserkrisen unterschätzt worden. In Europa weichen die neuen Prognosen von bisherigen weniger stark ab. Hier bestätigt die aktuelle Studie die oft prognostizierte Abnahme des verfügbaren Wassers in der Mittelmeerregion. "Der Mittelmeerraum ist generell ein Hotspot", sagt Blöschl.

Bei der Wasserverfügbarkeit in Österreich schlägt sich vor allem die Zunahme der Verdunstung in den flachen Regionen im Osten und Südosten wegen steigender Temperatur und Sonneneinstrahlung zu Buche.