Zu den Angeklagten gehört auch die Syrerin Sarah Mardini, die mit ihrer Schwester 2015 schwimmend ein Flüchtlingsboot rettete. Über die beiden wurde der Netflix-Film "Die Schwimmerinnen" gedreht. Die beiden ließen sich später in Deutschland nieder.
Wie die Verteidiger der Angeklagten – darunter des deutsch-irischen Seenotretters Sean Binder – im Staatsrundfunk (ERT) sagten, sei das Verfahren wegen der Tatsache eingestellt worden, dass die Anklageschrift nicht übersetzt war. Dies sei jedoch nicht das Ende des juristischen Weges.
Erneuter Prozess möglich
"Wir jubeln nicht", sagte Binders Rechtsanwalt Zacharias Keses Reportern vor Ort. Diese Entscheidung des Gerichtes sei ein "Etappensieg", hieß es seitens der Verteidiger weiter. Noch laufen nämlich Ermittlungen in Zusammenhang mit einer Anklage wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung gegen die 24 Seenotretter. Ob und wann es einen Prozess dazu geben wird, war am Freitag unklar, sagten die Verteidiger.
Zuvor hatte das UN-Menschenrechtsbüro in Genf die Anklagen gegen die Freiwilligen verurteilt. Sie hätten Menschenleben gerettet, das dürfe niemals kriminalisiert werden, sagte eine Sprecherin am Freitag in Genf. Sie rief die Behörden auf, die Anklagen fallen zu lassen.
Die Freiwilligen sollen nach Angaben des UN-Menschenrechtsbüros zwischen 2016 und 2018 Hunderten Flüchtlingen auf dem Weg über das Mittelmeer nach Griechenland das Leben gerettet haben.
Der Spionagevorwurf stützte sich darauf, dass die Helfer den Funkverkehr der Polizei und der Küstenwache abgehört und die Positionen der Boote und Schiffe der Küstenwache an die Migranten weitergegeben haben sollen.
50 Helfer strafrechtlich verfolgt
In Griechenland werden derzeit etwa 50 humanitäre Helfer strafrechtlich verfolgt. Auch in Italien drohen Strafen für Hilfeleistung für Migranten. Griechenlands 2019 gewählte konservative Regierung hat versprochen, das Land für Flüchtlinge "weniger attraktiv" zu machen. Als Teil der Strategie soll eine 40 Kilometer lange Grenzmauer zur Türkei auf 80 Kilometer erweitert werden.