Ein elfjähriges Mädchen ist durch Schüsse in Antwerpen gestorben. Die Tat steht vermutlich in Zusammenhang mit der belgischen Drogenkriminalität, wie ein Polizeisprecher am Dienstag bestätigte. Unbekannte schossen am Montagabend nach Informationen der Staatsanwaltschaft auf ein Garagentor im Stadtteil Merksem. Die Bewohner des Hauses, ein Vater (58) und zwei weitere Töchter im Alter von 18 und 13 Jahren wurden leicht verletzt.

Doch für das jüngste Mädchen kam jede Hilfe zu spät. Der Staatsanwaltschaft zufolge ergab die Autopsie, dass sie von einer Kugel tödlich getroffen wurde. Ob der Fall tatsächlich mit dem Drogenmilieu zu tun habe, soll nun eine Untersuchung klären. Medienberichten zufolge handelt es sich bei dem getöteten Mädchen um die Nichte eines berüchtigten Drogenschmugglers. Die Staatsanwaltschaft der Hafenstadt betonte jedoch, dass es bisher keine Hinweise gebe, dass die Bewohner des Hauses "selbst in den Drogenhandel verstrickt" seien. Die Ermittlungen laufen.

Welle von Drogen und Gewalt

Seit dem Sommer 2022 wird die Hafenstadt Antwerpen überrollt von einer Welle von Gewalt im Zusammenhang mit Drogenkriminalität. Dem Polizeisprecher zufolge wurden häufiger bereits Schüsse oder Sprengkörper vor Türen oder Garagen gezündet, um Menschen einzuschüchtern. Dies sei jedoch das erste Mal, dass Menschen zu Schaden kamen.

Politiker in Belgien zeigten sich entsetzt. "Kinder haben nichts mit einem Drogenkrieg zu tun", schrieb Innenministerin Annelies Verlinden auf Twitter. "Tiefer kann die Drogenmafia nicht mehr fallen", erklärte Justizminister Vincent Van Quickenborne. Polizei und Staatsanwaltschaft würden alles in ihrer Macht stehende tun, um die Verantwortlichen zu finden und zu bestrafen.

Drogenbanden

Die Drogenkriminalität von Antwerpen ist eng verzahnt mit den Banden im Nachbarland Niederlande. Die Häfen von Antwerpen und Rotterdam sind auch die größten Einfuhrhäfen von Kokain in Europa. Zollfahnder stellten im vergangenen Jahr in beiden Ländern insgesamt rund 160 Tonnen Kokain sicher. Das teilten die Zollbehörden beider Länder am Dienstag mit. Allein in Antwerpen ging es um rund 109 Tonnen - so viel wie nie zuvor. 2021 waren es rund 90 Tonnen.

In Rotterdam, dem größten Hafen Europas, zeigten verschärfte Sicherheitsmaßnahmen und Kontrollen Erfolge: Rund 47 Tonnen Kokain wurden sichergestellt, deutlich weniger als die rund 70 Tonnen 2021, wie die Staatsanwaltschaft in Rotterdam mitteilte. Doch der Verkaufswert betrage noch immer "schwindelerregende 3,5 Milliarden Euro". Im kleinen Hafen von Vlissingen im Südwesten stellten die Fahnder rund vier Tonnen Kokain sicher, fast doppelt so viel wie im Vorjahr.