Der Tod eines Oberhaupts der katholischen Kirche zieht genau festgelegte zeremonielle Abläufe nach sich. Im Fall des Todes des emeritierten Papstes Benedikt XVI. betritt das vatikanische Protokoll allerdings Neuland. Ein Überblick:
Trauerzeit
Ein verstorbener Papst wird mit einer neuntägigen Trauerzeit gewürdigt, die den lateinischen Namen "Novemdiales" trägt. Im Normalfall müssen die Kardinäle nach dem Tod eines Papstes auch dessen Nachfolger wählen. Dies entfällt im Falle Benedikts, der am 11. Februar 2013 als erster Papst seit mehr als sechs Jahrhunderten von seinem Amt zurückgetreten war und Platz für seinen Nachfolger, Papst Franziskus, machte.
Aufbahrung im Petersdom und Trauerfeier auf dem Petersplatz
Der Leichnam Benedikts soll ab Montag früh im Petersdom in Rom aufgebahrt werden, damit die Gläubigen von ihm Abschied nehmen können. Die Trauerfeier für Benedikt findet am 5. Jänner auf dem Petersplatz statt und wird vom amtierenden Papst Franziskus geleitet - ein in der zweitausendjährigen Geschichte der katholischen Kirche beispielloser Vorgang, der durch den historischen Rücktritt Benedikts zustande kommt. Der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn und der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, Vorsitzender der Bischofskonferenz, werden als offizielle Vertreter der Kirche in Österreich an den Trauerfeiern teilnehmen.
An der Trauerfeier für den charismatischen Johannes Paul II. hatten 2005 etwa eine Million Menschen auf dem Petersplatz teilgenommen. Zahlreiche Staatschefs und gekrönte Häupter erwiesen dem langjährigen Kirchenoberhaupt die letzte Ehre. Die Trauerzeremonie leitete damals Joseph Ratzinger als Chef der Glaubenskongregation der katholischen Kirche. Kurz danach kürten die Kardinäle ihn zum neuen Papst Benedikt XVI.
Beisetzung
Nach den im Vatikan geltenden Regeln muss ein Papst vier bis sechs Tage nach seinem Tod beigesetzt werden. Der Benedikt-Biograf Peter Seewald hatte 2020 erklärt, der emeritierte Papst wünsche sich eine Bestattung im ehemaligen Grab seines Vorgängers Johannes Paul II. im Petersdom. Nach der Seligsprechung von Johannes Paul 2011 war dessen Leichnam in eine Kapelle im Seitenschiff des Petersdoms umgebettet worden.
Zerstörung des Siegelrings
Für jeden Papst wird eigens ein Ring als Zeichen seiner Macht angefertigt. Diesen sogenannten Fischerring nutzt das Kirchenoberhaupt als Siegel für Dokumente. Der Siegelring Benedikts wurde nach seinem Rücktritt bereits mit einem "X" unbrauchbar gemacht. Einem verstorbenen Papst wird das Schmuckstück vom Finger genommen, um es dann zu zerbrechen.