Nordkorea hat nach Angaben seiner Nachbarn Südkorea und Japan abermals ballistische Raketen in Richtung offenes Meer abgefeuert. Samstag früh (Ortszeit) seien drei Kurzstreckenraketen aus Nordkorea geortet worden, teilte der Generalstab in Seoul mit. UNO-Resolutionen verbieten Nordkorea die Erprobung von ballistischen Raketen jeglicher Reichweite, die - je nach Bauart - auch mit einem Atomsprengkopf ausgerüstet werden können.
Die Raketen starteten den Angaben zufolge in einem Gebiet südlich der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang und flogen dann in Richtung Japanisches Meer (koreanisch: Ostmeer). Die Raketen seien etwa 350 Kilometer weit geflogen und dann ins Wasser gestürzt. Das südkoreanische Militär warf dem abgeschotteten Nachbarland erneute Provokation vor. Die japanische Regierung ließ nach Berichten der Nachrichtenagentur Kyodo über ihre Botschaft in Peking Protest gegen das Verhalten Pjöngjangs einlegen. China wird großer Einfluss auf die Führung Nordkoreas zugeschrieben.
Konflikt auf koreanischer Halbinsel hat an Brisanz gewonnen
Einen Tag vor den jüngsten nordkoreanischen Raketenstarts hatte das Verteidigungsministerium in Südkorea erklärt, erneut eine Trägerrakete mit Feststoffantrieb für militärische Zwecke getestet zu haben. Einen solchen Test hatte Südkorea bereits Ende März vorgenommen. Die Weltraumrakete soll einmal kleinere Militärsatelliten für die Erdbeobachtung auf eine niedrige Umlaufbahn bringen.
Der Konflikt auf der koreanischen Halbinsel hat seit einigen Monaten wieder deutlich an Brisanz gewonnen. Nordkorea schoss nicht nur in erhöhter Frequenz ballistische Raketen ab, sondern verschärfte auch seine Rhetorik gegen die Regierungen in Seoul und Washington. Südkorea und die USA haben wegen der Bedrohung durch Nordkoreas Atomwaffenprogramm ihre gemeinsamen Militärübungen in diesem Jahr wieder in vollem Umfang aufgenommen.
Ohne die Starts vom Samstag hat Nordkorea nach Angaben der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap in diesem Jahr rund 70 ballistische Raketen abgefeuert, darunter etwa acht Interkontinentalraketen. Es wachsen Befürchtungen, dass das international abgeschottete Land erstmals seit 2017 wieder vor einem Atomtest stehen könnte.