Ein Restaurant in Travesio, einer Ortschaft in der friaulischen Provinz Pordenone, hat sich mit seinem Menü Kritik der Umweltschützer zugezogen. Das Lokal serviert nämlich Polenta mit Bärenfleisch. 18 Euro kostet eine Portion mit 250 Gramm Fleisch von Bären aus dem benachbarten Slowenien, in dem diese Vierbeiner im Gegensatz zu Italien nicht geschützt sind.
"Die Idee, eine Spezialität mit Bärenfleisch anzubieten, ist durch Zufall entstanden. Ein Verwandter meines Mannes, der oft nach Slowenien fährt, um Fleisch zu kaufen, schlug vor, Bärenfleisch zu probieren, und das hat mich neugierig gemacht", sagte die Besitzerin und Köchin des Restaurants, Monica Paccagnella, der Tagezeitung "Il Gazzettino". Der Geschmack von Bärenfleisch ähnle dem von Reh und Hirsch, sei aber süßlicher.
Gericht wecke Neugier
Um diese Spezialität zu kosten, nehmen die Menschen weite Strecken auf sich: Das Restaurant in Travesio empfängt Kunden aus dem gesamten Nordosten Italiens. "Diese Besonderheit unserer Speisekarte weckt die Neugier der Gäste, viele reisen von anderen Provinzen zu uns, um das Bärenfleisch zu kosten", erzählt die Inhaberin des Lokals. "Wir beschränken uns natürlich nicht nur darauf: Wir bereiten viele andere Gerichte zu, die mit der friaulischen Tradition verbunden sind, wie Schnecken, gesalzener Käse, hausgemachte Polenta ... Bärenfleisch ist jedoch keine absolute Neuheit: Das Fleisch ist seit Langem eine Spezialität des Veneto und des Friauls", so Paccagnella.
In Slowenien nicht geschützt
Der Braunbär ist ein geschütztes Tier in den Alpen, dessen Jagd in Italien streng verboten ist. Insgesamt gibt es in Italien nur etwa 100 Bären. Anders ist die Lage in Slowenien: In den Wäldern jenseits der friaulischen Grenze leben etwa 450 Bären, Ergebnis eines gut organisierten Schutzprogramms, an dem Behörden, Umweltschutzorganisationen und Jäger beteiligt sind. Gerade wegen dieser höheren Zahl an Braunbären ist die Jagd in Slowenien erlaubt und geregelt. Zugelassene Fleischhauer dürfen Bärenfleisch verkaufen.
In Italien muss bei der Einfuhr von Bärenfleisch nachgewiesen werden, dass es aus einem Land wie Kroatien, Bulgarien, Russland oder Schweden stammt, in dem die Jagd legal ist. "Die zuständigen Behörden müssen die strengsten und gründlichsten Kontrollen durchführen, um die Herkunft dieses Fleisches zu überprüfen", forderte Michela Vittoria Brambilla, Präsidentin des italienischen Tierschutzverbands Leidaa. "Der Bär ist vom Aussterben bedroht. Die Einfuhr von Fleisch von in Slowenien getöteten Bären ist ein moralisches Verbrechen gegen die Natur, das ich aufs Schärfste verurteile. Die Italiener lieben Tiere und ich glaube nicht, dass sie Bären essen wollen", so Brambilla.
Eine vergleichbare Situation gab es 2011 bei einem Fest der Rechtspartei Lega im Trentino. Damals hatten die Carabinieri verboten, Bärenfleisch anzubieten, weil die Zertifikate fehlten, die die Einfuhr des Fleisches aus Slowenien bescheinigten. Die 53 Kilo Fleisch wurden beschlagnahmt.