Papst Franziskus hat die gesamte Führungsebene von Caritas Internationalis von deren Aufgaben entbunden und einen Außerordentlichen Kommissar an die Spitze der Hilfsorganisation gesetzt. Ein entsprechendes Dekret veröffentlichte der Heilige Stuhl am Dienstag. Mit der überraschenden Entscheidung wolle Franziskus die "Managementnormen und -verfahren verbessern", wie das zuständige Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen mitteilte.
Neben dem Caritas-Präsidenten, Kardinal Luis Antonio Tagle, wurden die Vizepräsidenten, der Generalsekretär, der Schatzmeister sowie die Mitglieder des Exekutivrates abgesetzt. Nun soll Pier Francesco Pinelli die Dachorganisation der 162 nationalen Caritas-Verbände als Sonderkommissar leiten; der Italiener war früher Manager zahlreicher Energiekonzerne. Kardinal Tagle soll zunächst weiter als Berater bleiben und sich um die Beziehungen zu den Caritas-Ortsverbänden kümmern. Im Mai 2023 steht in Rom dann die turnusmäßige Generalversammlung von Caritas Internationalis mit Neuwahlen an.
Nach Vatikan-Angaben habe die bisherige Caritas-Leitung zwar "die finanziellen Angelegenheiten gut gehandhabt und die Spendenziele regelmäßig erreicht". Bei einer Überprüfung der Organisation durch externe Experten – darunter Pinelli – seien Schwächen im Management festgestellt worden, "die dem Teamgeist und der Moral der Mitarbeiter ernsthaft schaden", hieß es. Daneben schrieb das Dikasterium: "Es ergaben sich keine Beweise für finanzielle Misswirtschaft oder unangemessenes Verhalten sexueller Natur, aber zugleich wurden Themen und Bereiche erkannt, die dringender Aufmerksamkeit bedürfen."