"Nach einem erfolgreichen Referendum haben 97,9 Prozent der Bürger Kaliningrads entschieden, sich mit der Tschechischen Republik zu vereinen und Kaliningrad in Královec umzubennen", ist auf der Internetseite visitkralovec.cz zu lesen.

Auf der touristisch aufgemachten Seite ist eine Reihe von Fake-Fotos zu sehen, etwa die tschechische Fahne auf dem Königsberger Stadtschloss, ein Zug der tschechischen Staatsbahn ČD im Bahnhof von "Královec" oder ein angeblich nach dem Schlagersänger Karel Gott benannter Flugzeugträger. Außerdem ist das tschechische Kabinett zu sehen, wie es die vermeintliche Annexionsurkunde in die Kamera hält. Bildunterschrift: "Die tschechische Regierung unterzeichnet das Kaliningrad Annexionsgesetz am 4. Oktober." Schnell verbreiteten sich weitere Fotomontagen im Netz.

Twitteraccount Královec 

Der "offizielle" Twitteraccount von Královec hatte am Mittwoch bereits 39.000 Follower. Twitter-Nutzer beteiligten sich eifrig am Aufbau der virtuellen regionalen Infrastruktur. So wurde etwa berichtet, dass mit der Errichtung einer "Beer Stream 1"-Pipeline begonnen wurde, über die ab dem Jahreswechsel Bier in das neue tschechische Gebiet fließen sollte.

Auch der tschechische Außenminister Jan Lipavský schien sich an der Aktion zu beteiligen. "Die Partnerschaft mit unseren baltischen Nachbarn waren noch nie so stark", schrieb er auf Twitter. Sichtlich gefälscht waren hingegen Screenshots von Tweets des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und von Papst Franziskus, in denen sie der Annexion ihren Segen gaben.

Historische "Ansprüche"

Historisch gehen die tschechischen "Ansprüche" auf Kaliningrad auf den legendären Böhmenkönig Ottokar II. Premysl zurück. Die Stadt wurde nämlich nach ihm benannt, weil er sich am Missionszug des Deutschen Ordens im 13. Jahrhundert beteiligte, in deren Zuge Königsberg gegründet wurde. Nach der Niederlage Hitler-Deutschlands im Zweiten Weltkrieg wurde das ostpreußische Gebiet zum Teil der Sowjetunion und nach dem ersten sowjetischen Präsidenten Michail Kalinin benannt.

Der Zerfall der Sowjetunion machte Kaliningrad völkerrechtlich zur Exklave, die von Russland nur auf dem Seeweg oder über belarussisches und litauisches Territorium erreichbar ist. Seit dem Jahr 2004 ist Kaliningrad von EU- und NATO-Territorium umschlossen.