Eine Nacht heftiger Niederschläge hat die Straßen einiger Ortschaften in der mittelitalienischen Adria-Provinz Ancona in Flüsse verwandelt. Mindestens zehn Menschen starben, zudem werden laut Zivilschutz vier weitere Menschen vermisst. In den Marken wurde am Freitag der Notstand ausgerufen. Bei den Vermissten handelt es sich u. a. um eine Mutter und eine achtjährige Tochter, die sich in Sicherheit bringen wollten, sowie ein weiteres Kind, dessen Mutter sich retten konnte.

Wegen der heftigen Niederschläge traten Flüsse über die Ufer, Menschen mussten auf Hausdächern und auf Bäumen Zuflucht suchen. Einige Senioren wurden mit Schlauchbooten der Feuerwehr in Sicherheit gebracht. Der Katastrophenschutz hatte am Donnerstag die Bewohner des Küstenortes Senigallia nördlich von Ancona aufgerufen, höher gelegene Gebiete aufzusuchen.

"Wir haben apokalyptische Szenen erlebt", sagte Carlo Manfredi, Bürgermeister der Ortschaft Castelleone di Suasa, einer Kleinstadt in der Provinz Ancona, im Interview mit RAI News 24. "Pflanzen und Bäume wurden wie Zweige weggerissen. Leider suchen wir immer noch nach dem achtjährigen Buben. Gestern Abend haben wir glücklicherweise die Mutter noch lebend gefunden", fügte er hinzu.

Zivilschutz, Feuerwehr und die Polizei arbeiteten stundenlang, um die Straßen vom Schlamm zu befreien, erklärte Luigi D'Angelo, Sprecher der nationalen Zivilschutzbehörde. So starke Regenfälle seien nicht vorhergesagt worden. "Es gibt immer noch vereinzelte Personen, die wir bergen", erklärte Stefano Stefoni, Direktor des Zivilschutzes der Region Marken. Die Gemeinde Cantiano sei isoliert, ebenso einige Seniorenheime. "In zwei bis drei Stunden fielen etwa 420 Millimeter Regen, die Hälfte des jährlichen Niederschlags in der Region. Dies sind Momente extremer Besorgnis", so der Präsident der Region Marken. 400 Mal musste die Feuerwehr in den Provinzen Ancona und Pesaro Urbino ausrücken, um Hilfe zu leisten.

Die Elektrizität sei im betroffenen Gebiet nicht stabil, und auch die Telefonleitungen würden nicht immer funktionieren, teilten die Behörden mit. In Cantiano in der Provinz Pesaro Urbino, einer Gemeinde mit etwas mehr als 2.000 Einwohnern, wurden die Straßen zu Sturzbächen, Autos wurden weggespült. Der Stadtplatz wurde von einem Meter Wasser überflutet.

"Die Bilder aus Cantiano sind erschütternd", schrieb der Bürgermeister von Pesaro, Matteo Ricci, auf Facebook. "Wir stehen dem Bürgermeister und allen Gemeinden im Landesinneren, die von diesem heftigen Wolkenbruch betroffen sind, mit Kraft und Verbundenheit zur Seite, in der Hoffnung, dass der Notstand bald vorüber ist." Der italienische Präsident Sergio Mattarella und Premier Mario Draghi hielten mit den lokalen Behörden Kontakt.

Fünf Millionen Euro für Soforthilfe

Wegen der heftigen Unwetter rief die italienische Regierung den Notstand in der Region Marken aus, zu der die Provinz Ancona gehört. Damit können zügig Notstandsmaßnahmen für die Entschädigung der Betroffenen und zur Bewältigung der schweren Schäden ergriffen und finanziert werden. Fünf Millionen Euro machte die Regierung von Premier Mario Draghi für erste Hilfen locker. "Die Regierung wird alles Notwendige tun, um die Katastrophe in den Marken zu bewältigen. Ich danke auch allen Rettungskräften", sagte Draghi, der am Freitagnachmittag die von der Flutkatastrophe betroffenen Gebiete besuchte.

Auch in Slowenien und Kroatien

Der Sturm traf am Donnerstagnachmittag auch Kroatien. Am schlimmsten betroffen war Čazma und Umgebung, wo ganze Dächer abgedeckt wurden, wie 24sata berichtet. Heftige Orkanwinde sollen laut lokalen Medien drei Lastwagen mit Anhängern umgekippt haben.

Der kroatische Unwetterdienst warnte bereits vor lebensgefährlichen Zuständen: In den nächsten Tagen können im Norden Kroatiens insgesamt bis zu 300 Liter fallen, andere Modelle sprechen gar von 400 Litern.

Video aus Čazma