Mehr als ein halbes Jahrhundert nach der Ermordung des schwarzen US-Bürgerrechtlers Malcolm X verklagt der zu Unrecht verurteilte Muhammad Aziz die Stadt New York auf Entschädigung in Millionenhöhe. Die Anwälte des heute 84-Jährigen reichten am Donnerstag Klage vor einem Bundesgericht ein, wie aus Gerichtsunterlagen hervorgeht. Aziz verlangt nach Medienberichten 40 Millionen Dollar (knapp 40 Mio. Euro). Möglicherweise wird sich der Rechtsstreit Jahre hinziehen.
Widersprüchliche Zeugenaussagen
Malcolm X war im Februar 1965 im Alter von 40 Jahren in New York erschossen worden. Aziz wurde zusammen mit anderen verurteilt und nach 20 Jahren Haft 1985 aus dem Gefängnis entlassen. Die Schuldsprüche gegen ihn und einen weiteren Verurteilten, Khalil Islam, wurden erst im November 2021 aufgehoben – 55 Jahre nach dem Urteil. Die beiden Männer wurden wegen widersprüchlicher Zeugenaussagen und fehlender Beweise im ursprünglichen Prozess entlastet.
Islam hatte ebenfalls 20 Jahre im Gefängnis verbracht. Er starb 2009. Der Schuldspruch eines dritten Verurteilten, der den Mord gestanden hatte, blieb bestehen. Unmittelbar nach Aufhebung der Urteile gegen Aziz und Islam scheiterten Gespräche über die Höhe der Entschädigung, berichtet die "New York Times". New Yorks heutiger Bürgermeister Eric Adams kündigte an, die eingereichte Klage zu prüfen. "Als jemand, der seine ganze Karriere lang für ein gerechteres Strafrechtssystem gekämpft hat, glaube ich, dass die Aufhebung der Verurteilungen von Herrn Aziz und Herrn Islam ein gerechtes Ergebnis war."
Aziz war bei seiner Verurteilung 26 Jahre alt und Vater von sechs kleinen Kindern. Der Schaden, der Aziz und seiner Familie durch das Urteil zugefügt wurde, sei immens und irreparabel, hieß es in Gerichtsunterlagen. Er habe die Blütezeit seines Lebens hinter Gittern verbracht.