Eine historische Hitzewelle lässt Europa schwitzen und verzweifeln. In vielen Ländern wurden die höchsten Junitemperaturen seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gemessen. Auch in Italien sind Hitze und Trockenheit ein großes Problem. Der Wasserstand des Pos ist so niedrig wie seit 70 Jahren nicht mehr, wie das Wetterportal Ilmeteo.it schreibt. Der Po ist der längste Fluss Italiens und stellt das größte Wasserreservoir des Landes dar. Vor allem in der Landwirtschaft fehlt das Wasser immer mehr für die Bewässerung.

In den norditalienischen Regionen Piemont, Lombardei, Venetien und Emilia-Romagna, in denen die Po-Ebene liegt, wollen die Behörden den Notstand ausrufen. Der Präsident des Piemont, Alberto Cirio, kündigte an, dass 170 Gemeinden in seiner Region Wasser nur mehr für lebenswichtige Zwecke wie Trinken und Lebensmittelzubereitung verwenden dürfen. Die Wasserversorgung in zehn Städten, die meisten davon in der Provinz Novara, wird nachts komplett unterbrochen.

Wie der Landwirtschaftsverband Coldiretti betont, bedrohe die Trockenheit mittlerweile die Hälfte der Anbauflächen. Diese machen rund ein Drittel der gesamten Agrarproduktion Italiens aus. 

Tropfen auf dem heißen Stein?

Um das Dürreproblem in den Griff zu bekommen, erwägen Behörden nun einen weiteren drastischen Schritt. Aus dem Gardasee, der zwischen den Alpen im Norden und der Po-Ebene im Süden liegt, soll Wasser abgepumpt werden, um den Fluss Po zu retten. In der Praxis würde es darum gehen, einen Teil des Wassers, mit dem der Gardasee bereits den Fluss Mincio speist, in den Po fließen zu lassen.

Ob dieses Vorhaben wirklich umgesetzt wird, wird in Italien zurzeit heftig diskutiert. Kritiker sehen in der Realisierung eine Gefahr für den Gardasee. Das Abpumpen wäre nichts weiter als ein sprichwörtlicher Tropfen auf den heißen Stein. Der Po-Ebene sei damit nicht geholfen, dem Gardasee würde das Abpumpen schaden, zitiert die Zeitung "La Repubblica" den Generalsekretär der Gardasee-Gemeinschaft, Pierlucio Ceresa.