Gefährliche Tornados haben am Freitag im Osten des bevölkerungsreichsten Bundeslandes Nordrhein-Westfalens massive Zerstörungen angerichtet. Allein in Paderborn wurden 43 Menschen verletzt, darunter 13 schwer. Angesichts der verheerenden Schäden durch Sturmtief "Emmelinde" in mehreren Städten will die Landesregierung Hilfen für Betroffene prüfen. In Mittelfranken führte ein Gewitter zum Einsturz einer Holzhütte, 14 Menschen wurden verletzt.

Weit mehr als 100 Gebäude weisen nach einer ersten Bilanz der Stadt Paderborn Sturmschäden auf, Dutzende Betriebe hätten mit enormen Schäden zu kämpfen. Auch in Lippstadt im Kreis Soest und in der Stadt Höxter im östlichsten Teil von NRW trat ein Tornado auf, bestätigte der Deutsche Wetterdienst (DWD). Hier lagen der Polizei neben Schadensberichten keine Verletztenmeldungen vor.

Schneise der Verwüstung

Der Tornado hatte in Paderborn nach Schilderung der örtlichen Behörden eine etwa 300 Meter breite und fünf Kilometer lange Schneise der Verwüstung quer durch die Großstadt angerichtet. Bürgermeister Michael Dreier (CDU) berichtete am Samstag von Bäumen und Ampeln, die wie Streichhölzer umgeknickt worden seien. Aufgewirbelte Dachziegel hätten sich in die Fassaden benachbarter Häuser "gefressen".

Nach Angaben der Stadtverwaltung von Sonntag bleiben fünf Schulen in Paderborn, darunter ein Gymnasium, ganz oder teilweise vorerst geschlossen. Es könne noch kein sicherer Zugang zu diesen Gebäuden gewährleistet werden, sagte ein Stadtsprecher der dpa. Auch in Lippstadt beeinträchtigen die Tornado-Schäden den Schulbetrieb und das Kita-Angebot. Sieben Schulen, darunter zwei Gymnasien, sowie fünf Kitas bleiben vorerst geschlossen.

Tornados und Gewitter

Wie NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) mitteilte, waren landesweit über 7.500 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Hilfsorganisationen binnen 48 Stunden ausgerückt. Sie hätten dabei alles gegeben, um noch Schlimmeres zu verhindern. Der DWD bestätigte am Samstag insgesamt drei Tornado-Verdachtsfälle in NRW - in Paderborn, Lippstadt und Höxter. Die Tornados hätten sich in Zusammenhang mit kräftigen Gewittern gebildet. Sie seien kleinräumig aufgetreten.

Im Bundesland Bayern wurden beim Einsturz einer Holzhütte wegen eines schweren Gewitters am Brombachsee in Mittelfranken 14 Personen verletzt. Wie eine Polizeisprecherin sagte, hatten die Menschen wegen des Unwetters Schutz in der rund 105 Quadratmeter großen Hütte Schutz gesucht. Diese stützte dann aus ungeklärter Ursache ein. Ansonsten wurden die Feuerwehren in Franken bei der Gewitterserie zu vielen hundert Einsätzen wegen umgestürzter Bäume, abgedeckter Dächer und Straßensperrungen gerufen.

Hoch "Zeus"

Das Hoch "Zeus" brachte am Sonntag in weiten Teilen Deutschlands sonniges Wetter - doch am Montag drohen erneut Gewitter. "Finja" habe das Potenzial für ein kräftiges Gewittertief, teilte der DWD am Sonntag in Offenbach mit. "Allerdings kann "Finja" bei nahezu allen Parametern nicht mit "Emmelinde" vom vergangenen Freitag mithalten", sagte ein Meteorologe. Nach derzeitigem Stand bestehe regional erhöhte Unwettergefahr durch heftigen Starkregen, größeren Hagel und schwere Sturmböen - vor allem von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sowie dem Saarland über Bayern und Hessen hinweg bis nach Mitteldeutschland.