In Mexiko werden inzwischen mehr als 100.000 Menschen vermisst. Die Zahl im Nationalregister verschwundener Personen des mexikanischen Innenministeriums, die ständig aktualisiert wird, überstieg am Montag erstmals diese Marke. Dies spiegelt die Gewalt wider, die das nordamerikanische Land im sogenannten Drogenkrieg seit 2006 erlebt. Diesem sind seitdem nach Schätzungen mehr als 350.000 Menschen zum Opfer gefallen. 2021 gab es in Mexiko im Schnitt 94 Morde pro Tag.
"Das organisierte Verbrechen ist zu einem der Hauptverursacher des Verschwindenlassens von Personen in Mexiko geworden, mit einem unterschiedlichen Maß an Beteiligung, Duldung oder Unterlassung seitens öffentlicher Bediensteter", hieß es im April in einem Bericht des UN-Komitees gegen das Verschwindenlassen. Angesichts der "fast absoluten Straflosigkeit" in dem lateinamerikanischen Land sei dies ein perfektes Verbrechen. Zu den Opfern zählten unter anderem Aktivisten, Journalisten und Migranten. Das Verschwindenlassen nehme in Mexiko alarmierend zu, besonders bei Jugendlichen und Frauen. Am meisten betroffen seien allerdings Männer zwischen 15 und 40 Jahren.
Nach Angaben von Organisationen, die nach Verschwundenen suchen, erstatten viele Angehörige keine Anzeige, da sie den Behörden misstrauen. Die wahre Zahl der Verschwundenen sei daher noch weit höher als die offizielle.