Wenige Stunden nach den Schüssen in der US-Stadt Buffalo mit zehn Toten ist der mutmaßliche Schütze Medien zufolge am Samstagabend (Ortszeit) wegen Mordes angeklagt worden. Auf Videos und Fotos war zu sehen, wie der 18-Jährige in weißer Kleidung und mit Gesichtsmaske vor Richter Craig Hannah im Gericht sitzt. Die Ermittler gehen von einem Hassverbrechen des Weißen aus: Die Mehrzahl der insgesamt 13 Opfer - neben den zehn Toten gab es drei Verletzte - waren Schwarze.
Vor Gericht plädierte der 18-Jährige auf nicht schuldig. Auf die Frage von Richter Hannah, ob er die Anklagepunkte verstanden habe, antwortete er der Zeitung "The Buffalo News" und anderen Medien zufolge mit: "Ich verstehe meine Anklage." Eine Freilassung auf Kaution wurde ihm den Berichten zufolge nicht gewährt. Falls der 18-Jährige verurteilt werden sollte, drohe ihm eine lebenslange Haftstrafe ohne Chance auf Begnadigung, hieß es.
Die Tat ereignete sich am Samstag ab 14.30 Uhr Ortszeit. Auf dem Parkplatz eines Supermarktes eröffnete der Täter das Feuer auf mehrere Menschen und betrat dann das Geschäft, in dem er sich der Polizei später ergab. Der Bürgermeister von Buffalo, Byron Brown, sagte, der junge Mann sei nicht aus Buffalo. Das FBI untersucht den Vorfall sowohl als Hassverbrechen als auch als Fall von rassistisch motiviertem, gewaltbereitem Extremismus, wie ein Ermittler der US-Bundespolizei sagte.
Der Schütze stamme nicht aus dieser Gemeinde, erklärte Brown auf einer Pressekonferenz. "Der Schütze reiste stundenlang von außerhalb dieser Gemeinde an, um dieses Verbrechen an den Menschen in Buffalo zu verüben." Was als ein schöner Tag begonnen habe, habe sich in einen schrecklichen Tag verwandelt. "Ein Tag, der jedem Mitglied unserer Gemeinschaft das Herz bricht", sagte Brown. "Dies ist ein Tag großen Schmerzes für unsere Gemeinde. Wir können nicht zulassen, dass diese hasserfüllte Person uns oder unser Land spaltet."
Gezielte Kopfschüsse
Nach Angaben der Polizei trug der Tatverdächtige Helm und Schutzausrüstung, war schwer bewaffnet und eröffnete das Feuer bereits auf dem Parkplatz des Supermarkts. Er filmte die Tat und übertrug sie live in einem sozialen Netzwerk. Im Supermarkt lief der mutmaßliche Täter der Polizei zufolge die Gänge ab und schoss seinen Opfern gezielt in den Kopf. Ein Wachmann habe auf den 18-Jährigen geschossen, doch die Kugeln seien in dessen schusssicherer Weste stecken geblieben. Der Wachmann wurde dann von dem jungen Angreifer getötet.
Wie Polizeichef Gramaglia erklärte, hielt sich der Täter selbst eine Waffe an den Hals, als Beamte ihn in einem Vorraum des Supermarktes stellten. Die Polizisten hätten den Schützen jedoch überreden können, sich zu ergeben.
Rassistische Tat vermutet
Es gebe "bestimmte Beweise", die auf eine rassistische Tat hindeuteten, hieß es weiter. Ermittler untersuchten ein im Internet aufgetauchtes ideologisches Manifest des mutmaßlichen Täters, in dem dieser rassistisches Gedankengut äußert, das ihn zu seiner Tat motiviert haben könnte. Elf Personen unter den Toten und Verletzten sind nach offiziellen Angaben Afroamerikaner. Die Tat werde nun sowohl als Hassverbrechen als auch als Akt des "rassistisch motivierten und gewalttätigen Extremismus" nach Bundesrecht untersucht, erklärte Stephen Belongia, der für Buffalo zuständige FBI-Sonderagent. Das Viertel wir vor allem von Schwarzen bewohnt, der mutmaßliche Täter ist weiß.
Die Gouverneurin des Bundesstaates New York bezeichnete die tödlichen Schüsse als Terrorismus. Der Täter sei ein Rechtsextremist, der einen "terroristischen Akt" begangen habe, sagte Hochul am Samstagabend bei einer Pressekonferenz. Sie hoffe aufrichtig, dass diese Person, die gerade ein Hassverbrechen begangen habe, den Rest ihrer Tage hinter Gittern verbringen werde. Hochul sagte, die Tatwaffe sei zwar legal erworben, aber umgebaut worden.
US-Präsident Joe Biden drückte seine Anteilnahme aus. Die Tat sei "schrecklich", hieß es aus dem Weißen Haus. "Der Präsident und die First Lady beten für die Opfer und ihre Angehörigen." Biden sei von seinem Berater für Heimatschutz über die Tat informiert worden und werde weiter auf dem Laufenden gehalten, teilte das Weiße Haus mit.