Na bumm. Und schon wieder liegt ein Soldat da, diesmal bei der Probe zur heurigen "Trooping the Colour"-Militärparade am 2. Juni. Und es ist nicht irgendein Soldat. Die knallrote Jacke und riesige schwarze Kopfbedeckung aus Bärenfell machen ihn unverwechselbar. Seine Kameraden verziehen ob des Vorfalls keine Miene – sie halten konzentriert ihre Pose.

Tagein, tagaus bewachen sie sonst so bemerkenswert standhaft die königlichen Residenzen der britischen Monarchie. Doch nun häufen sich die Fälle, in denen ein "Queen's Guard" – ohne Fremdeinwirkung – einfach umkippt. Der unsichtbare Feind? Die Hitze. Kein Wunder, mag unsereins denken. Immerhin kommt der ein oder andere allein beim Anblick der schweren, warmen und einschnürenden Montur der Wachen der Queen ins Schwitzen.

Ihre legendären Kostüme haben ihre Wurzeln in der Schlacht von Waterloo. Die 45 Zentimeter hohen und etwa 700 Gramm schweren Bärenfell-Mützen werden von fünf Wachregimentern der britischen Armee getragen. Zusammen mit der roten Uniformjacke sollten sie nach den napoleonischen Kriegen Feinde einschüchtern.

An der Bärenfellmütze gibt es seit jeher Kritik der Tierschützer, wird sie doch aus gekeulten kanadischen Schwarzbären gefertigt. Trotzdem "gibt es keine Pläne, die zeremonielle Kopfbedeckung zu ersetzen", so das britische Verteidigungsministerium. Es wird offenbar aus Nationalgefühl abgeblockt, Alternativen aus Kunstfaser werden abgelehnt: Diese seien "inakzeptabel im Regen" und sehen "nicht richtig" aus. Für die Originale wurden britische Steuerzahler in den letzten sieben Jahren mit über einer Million Pfund zur Kasse gebeten.

Tatsächlich kommen Ohnmachtsanfälle in der Königsgarde häufig vor. So häufig, dass das britische Militär die Forschung dahingehend finanziell fördert. "Von 1000 Queen's Guards fallen etwa zehn oder elf innerhalb eines Jahres in Ohnmacht, also immerhin etwa ein Prozent aller Soldaten", sagt Kardiologe Ian Parsons der britischen BBC. Er ist einer jener Wissenschaftler, die für das britische Militär forschen.

Laut ihm gibt es durchaus ein paar Tricks, die die Soldaten beherzigen können und sollen, um den Kreislauf in Schwung zu halten: "Durch leichtes vor- und rückwärts Schwanken oder durch Kontraktion der Muskeln, vor allem in den Beinen, kann man den Blutfluss verbessern und trotzdem den Schein wahren, still dazustehen." Denn Menschen, die sich bewegen, würden im Allgemeinen nicht ohnmächtig werden.


Um die Soldaten, die umkippen, brauche man sich keine Sorgen zu machen, meint Parsons. Es sei jederzeit schnelle medizinische Hilfe vor Ort. Warum die Kameraden in ihrer Rolle bleiben und nicht eingreifen? Schließlich müsse die Show weitergehen.