Bei gewaltsamen Zusammenstößen in der sudanesischen Krisenregion Darfur sind am Sonntag nach Angaben von Hilfsorganisationen mindestens 168 Menschen getötet und 98 verletzt worden. Die Gewalt war demnach am Freitag ausgebrochen, als bewaffnete Kämpfer arabischer Stämme Dörfer der Massalit angriffen, einer ethnischen schwarzafrikanischen Minderheit. Den Angaben zufolge handelte es sich um Vergeltung für den Tod zweier Stammesmitglieder.
Die jüngsten Kämpfe brachen demnach in der Region Krink rund 80 Kilometer von Geneina, der Hauptstadt der Region West-Darfur, entfernt, aus. Ein örtlicher Würdenträger des Massalit-Stammes berichtete von Toten in mehreren Dörfern der Region Krink.
Mediziner warnten vor einer "katastrophalen" Gesundheitslage in West-Darfur. Ihren Angaben nach wurden mehrere Krankenhäuser im Zuge der Gewalt angegriffen. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) rief die Behörden auf, den Transport von Verletzten in die Krankenhäuser der Region sicherzustellen.
Bilder, die am Sonntag ins Internet gestellt wurden, zeigten brennende Häuser, aus denen dicker schwarzer Rauch in den Himmel stieg. Der Sprecher der Hilfsorganisation Generalkoordination für Flüchtlinge und Vertriebene in Darfur, Adam Regal, machte die Janjaweed-Miliz für die jüngsten Angriffe verantwortlich. Regal zufolge haben Mitglieder der Miliz in den vergangenen Wochen zudem zahlreiche "Tötungen, Brandstiftungen, Plünderungen und Folterungen ohne Gnade begangen".
Allgemeiner Zusammenbruch der Sicherheitslage
Die Miliz ist wegen ihrer Beteiligung an der gewaltsamen Unterdrückung einer Rebellion ethnischer Minderheiten in Darfur Anfang der 2003 Jahre bekannt. Viele ihrer Mitglieder wurden danach in die Truppen des de facto stellvertretenden Staatschefs des Sudan, Mohamed Hamdan Daglo, integriert.
In den letzten Monaten wurden nach Angaben der UNO bei mehreren Gewaltausbrüchen in Darfur Dutzende Menschen getötet und Hunderte Häuser in Brand gesteckt. Die jüngste Gewalt hängt mit dem allgemeinen Zusammenbruch der Sicherheitslage in Darfur nach dem Militärputsch des Armeechefs Abdel Fattah al-Burhan gegen die Übergangsregierung im vergangenen Jahr zusammen. Dieser hatte Hoffnungen auf einen geordneten Übergang zu einer reinen Zivilregierung nach der Absetzung des langjährigen Staatschefs Omar al-Bashir 2019 zunichtegemacht.