Das gab der UNO-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, am Montag auf Twitter bekannt. Damit ist die Zahl der Flüchtlinge seit Sonntagabend um rund 80.000 angestiegen.
Außerdem sei im Zuge der russischen Invasion eine sechsstellige Zahl an Menschen innerhalb der Ukraine vertrieben worden, sagte UNHCR-Sprecher Chris Melzer. Eine genaue Schätzung der Binnenflüchtlinge sei derzeit nicht möglich.
Viele Ukrainer nach Polen geflüchtet
Die meisten Flüchtlinge haben sich bisher nach Polen aufgemacht. Nach Angaben des polnischen Grenzschutzes waren es mehr als 281.000 seit Kriegsbeginn. Allein am Sonntag hätten fast 100.000 Flüchtlinge die Grenze passiert, sagte eine Sprecherin am Montag.
In sozialen Medien machten am Wochenende jedoch Videos mit Szenen an der polnisch-ukrainischen Grenze die Runde, die nicht nur in Afrika für Empörung sorgten. Einige afrikanische Flüchtlinge hatten den Vorwurf erhoben, auf ukrainischer Seite tagelang in bitterer Kälte und ohne Versorgung von Grenzbeamten rüde am Passieren der Grenze gehindert worden zu sein, während weiße Flüchtlinge sie passieren konnten.
Polens Grenzschutz widersprach dem Vorwurf, wonach Afrikaner bei ihrer Flucht aus rassistischen Gründen zurückgewiesen worden seien. Entsprechende Berichte in sozialen Medien seien "Unfug", sagte eine Behördensprecherin am Montag der Deutschen Presse-Agentur. "Die Beamten des polnischen Grenzschutzes helfen allen Menschen, die aus dem Kriegsgebiet der Ukraine fliehen. Die Staatsangehörigkeit oder Nationalität spielen keine Rolle."
Rumänien, Moldau, Ungarn und Slowakei betroffen
Andere wichtigen Zielländer für Ukrainer sind laut UNHCR Rumänien, Moldau, Ungarn und die Slowakei. Mehr als 70.000 Kriegsflüchtlinge kamen seit Beginn des russischen Angriffs in Rumänien an. Von diesen seien mehr als 37.000 inzwischen in andere Länder Europas weitergereist, teilte Regierungssprecher Dan Carbunaru am Montag in Bukarest mit. In dem Zeitraum hätten 373 Ukrainer in Rumänien Asylanträge gestellt. Rumäniens Katastrophenschutz-Chef Raed Arafat rechnet mit einer weiteren Flüchtlingswelle in den nächsten Tagen.
Flüchtlinge auch in Deutschland
In den vergangenen Tagen haben insgesamt 1.800 geflohene Menschen Deutschland erreicht. Das sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums am Montag in Berlin. Dabei handelt es sich nach Angaben aus Sicherheitskreisen hauptsächlich um Ukrainer, aber auch um Männer, Frauen und Kinder aus anderen Staaten, beispielsweise ausländische Studenten. Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock betonte, dass die EU und Deutschland alle ukrainischen Flüchtlinge aufnehmen werden. Man sei gemeinsam an den Grenzen des Landes präsent, um zu helfen, sagte die Grünen-Politikerin am Montag in Berlin.
Airbnb will Wohnungen kostenlos vermitteln
Der Wohnungsvermittler Airbnb will als Maßnahme der Soforthilfe bis zu 100.000 Flüchtlingen aus der Ukraine zumindest vorübergehend eine kostenlose Unterkunft vermitteln. Die Finanzierung würden das Unternehmen, Spenderinnen und Spender für einen speziellen Hilfsfonds sowie die Wohnungsbesitzer selbst übernehmen, teilte das US-Unternehmen am Montag mit. Airbnb-Chef Brian Chesky und weitere Manager hätten bereits Wohnungsanbieter in Polen, Ungarn, Rumänien und in Deutschland angeschrieben.
Airbnb hatte im August vergangenen Jahres bereits eine ähnliche Initiative für Flüchtlinge aus Afghanistan gestartet. Nach Angaben des Unternehmens wurden mehr als 21.000 Flüchtlinge von dort kostenlos untergebracht.