Sie ist es, die seit dem Zweiten Weltkrieg und ihrer ersten öffentlichen Rede im Radio als 14-Jährige am 13. Oktober 1940 ihrem Volk auf angenehm unaufgeregte Art Mut zuspricht: Nun möchte vermutlich mancher Bürger im Vereinigten Königreich eher der 96-jährigen Monarchin große Dosen von Empathie zukommen lassen. Im vergangenen April, inmitten der Pandemie, verlor sie nach über 73 Ehejahren Philip, ihren Prinzen fürs Leben. Seitdem rissen die dunklen Momente kaum ab: An Skandalen, Problemen und Unstimmigkeiten besteht wahrlich kein Mangel zum Platinjubiläum von Elizabeth II.: Das von der Queen als „Annus horribilis“ (lateinisch für "schreckliches Jahr") bezeichnete 1992, in dem Schloss Windsor teilweise abbrannte, Prinz Andrew und Sarah Ferguson sich trennten (Letztere wartete wenig später mit Oben-ohne-Fotos an der Seite ihres damaligen neuen Freundes auf) sowie Prinzessin Diana und Prinz Charles ihre Desaster-Ehe beendeten, wirkt dagegen noch beinahe harmlos.
Dass eine mittlerweile 96-Jährige weiter der einzige wahrhaft stete Fels in der Brandung ist – und das trotz einer jüngst publik gewordenen Corona-Infektion –, ist so bemerkenswert wie traurig. "Nach ihrer dritten Impfung wurde die Queen leichtsinnig", titelten da Boulevard-Blätter, obgleich sie eben das – leichtsinnig – in ihrem gesamten Leben gewiss nie gewesen ist. Faktum ist: Die Monarchin muss Termine absagen, hat aber offenbar bislang bloß milde Symptome und scheint prinzipiell in der Lage, ihre, sich selbst auferlegte, lebenslange Pflicht weiter zu erfüllen. Hoffnung ruht auf den ersten Junitagen, an denen ihre 70 Jahre auf dem britischen Thron zelebriert werden sollen: Geplant sind dazu prächtige Paraden, ein Konzert mit Weltstars vor dem Buckingham Palace und – für das Volk wohl am wichtigsten – eine spätere Sperrstunde in den Pubs sowie ein zusätzlicher Feiertag. Das sollte dunkle Wolken zumindest vom 2. bis 5. Juni vertreiben, die brexitmaroden Briten einen – und die in vielerlei Hinsicht einzigartige Regentschaft der Queen würdigen. Verdient wäre es allemal.