Die kanadische Polizei hat mit der Auflösung von Trucker-Blockaden an einer wichtigen Grenzbrücke zwischen der Stadt Windsor in Kanada und Detroit in den USA begonnen. Man habe mit der "Vollstreckung" begonnen, teilte die Polizei in Windsor am Samstag mit. "Wir fordern alle Demonstranten auf, das Gesetz zu befolgen und friedlich zu handeln."
Zuvor hatte Premierminister Justin Trudeau angesichts der seit über zwei Wochen anhaltenden Trucker-Proteste die gewaltsame Auflösung von Blockaden nicht ausgeschlossen. Wenn die Demonstranten gegen die Corona-Maßnahmen der Regierung nicht nach Hause gingen, würde es "ein immer stärkeres Eingreifen" der Polizei geben, kündigte Trudeau am Freitag in Ottawa an. Die Blockaden nannte er illegal. Die betroffene Provinz Ontario hat den Notstand ausgerufen.
Seit Wochen demonstrieren in Kanada Tausende Menschen gegen Corona-Maßnahmen und Impfvorschriften. Mit Lastwagen und anderen Fahrzeugen blockieren sie unter anderem Teile der Innenstadt Ottawas. Gegenstand der Proteste waren zunächst Impfvorschriften für Lastwagenfahrer und danach die staatlichen Pandemiebeschränkungen insgesamt. Im Jänner trat eine Verordnung in Kraft, nach der auch Lastwagenfahrer, die aus den USA zurückkehren, einen Impfnachweis vorlegen müssen.
Die Blockade der Ambassador Bridge zwischen Windsor und Detroit – sowie weiterer Grenzübergänge – führte nach Trudeaus Worten zum Stopp der Autoproduktion von sechs Herstellern wegen fehlender Teile. Über die Brücke fließen 25 Prozent des kanadisch-amerikanischen Güterverkehrs – das entspricht pro Tag einem Warenwert von umgerechnet 275 Millionen Euro. Die Region ist wirtschaftlich über die Grenze hinaus eng verwoben. Deshalb hatte Trudeau am Freitag auch mit US-Präsident Joe Biden gesprochen.
Frankreichs Polizei hielt unterdessen Hunderte Protestler von der Anreise zu einer verbotenen Fahrzeugdemonstration in Paris gegen Coronaregeln ab. Am Samstagmorgen fingen die Einsatzkräfte an etlichen Zufahrtspunkten am Stadtrand Konvois ab. Bis zum Nachmittag erteilten die Beamten 337 gebührenpflichtige Verwarnungen, auch etwa, weil Menschen Benzinkanister, Hammer, Messer oder Steinschleudern mit sich führten, wie die Polizei auf Twitter mitteilte. 14 Menschen wurden festgenommen. Die Ordnungskräfte ließen mehrere Wagen auf den Champs-Élysées abschleppen. Etwa 7000 Polizistinnen und Polizisten standen für den Einsatz bereit.
Gegner der französischen Coronaregeln hatten zu dem Fahrzeugprotest aufgerufen. Sie stören sich an verschärften Regeln für nicht und nicht vollständig Geimpfte, die nur noch eingeschränkt am öffentlichen Leben teilnehmen können. Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Proteste waren im Laufe der Woche in verschiedenen Landesteilen gestartet. Ziel ihrer Sternfahrt war eine gebündelte Demonstration, angelehnt an die Trucker-Proteste in Kanada. Diese Demonstration in Paris wurde jedoch verboten.