In Saudi-Arabien haben trotz der Corona-Pandemie 732.000 Menschen ein Musikfestival besucht. Das gaben die Behörden des Königreichs am Montag nach Ende der viertägigen Veranstaltung bekannt. Damit sei das Festival MDLBeast Soundstorm, bei dem trotz Boykottaufrufen auch internationale Stars wie der französische DJ David Guetta auftraten, "eines der größten Musikfestivals weltweit", erklärte der Chef der saudi-arabischen Unterhaltungsbehörde, Turki al-Scheich.
Das Festival, das zum ersten Mal 2019 stattfand, wird vor allem von jungen Männern und Frauen besucht, die dort zusammen feiern und zu westlicher Musik tanzen können. "So etwas haben wir in Riad noch nie erlebt: Menschenmassen, Musik, VIP-Räume und für das Königreich unkonventionelle Kleidung", sagte eine Festival-Besucherin der Nachrichtenagentur AFP.
Wirkliche Reformen?
Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman versucht seit 2017, eine gesellschaftliche Öffnung des erzkonservativen Königreichs anzustoßen – auch um Touristen anzulocken. So wurden das jahrzehntelange Fahrverbot für Frauen abgeschafft und Konzerte mit Frauen und Männern im Publikum erlaubt. Allerdings wurden die Reformen von einem harten Vorgehen gegen Regierungskritiker begleitet, darunter auch Frauenrechtlerinnen.
Menschenrechtsorganisationen werfen dem Königreich vor, große Sport- und Kulturveranstaltungen zu nutzen, um sein schlechtes Image aufzupolieren. Im November war der kanadische Popstar Justin Bieber in die Kritik geraten, weil er bei einem Formel-Eins-Rennen in Saudi-Arabien aufgetreten war. Human Rights Watch erklärte damals, das Königreich nutze das Sportereignis, um "von weitverbreiteten Menschenrechtsverletzungen abzulenken".
Vor dem Soundstorm-Festival hatte sich die Menschenrechtsorganisation erneut zu Wort gemeldet. Sie forderte die Künstlerinnen und Künstler auf, sich bei ihren Auftritten zu den Menschenrechtsverletzungen in Saudi-Arabien zu äußern oder gar nicht dort aufzutreten. Trotz wieder steigender Infektionszahlen gibt es in Saudi-Arabien derzeit kaum noch Corona-Beschränkungen. Auch die hochansteckende Omikron-Variante des Coronavirus wurde in dem Golfstaat schon nachgewiesen.