Am Tag, an dem in Italien die Corona-Restriktionen für Nicht-Geimpfte verschärfte, wurde der Präsident von Kärntens Nachbarregion Friaul-Julisch Venetien, Massimiliano Fedriga, unter Polizeischutz gestellt. Fedriga, der auch Präsident der Konferenz der 20 italienischen Regionen ist, hat in den vergangenen Wochen wiederholt Drohungen von Impfgegnern erhalten, berichteten lokale Medien. Zwei Polizisten begleiten den Lega-Politiker nun ständig.
"Leider wurde ich unter Polizeischutz gestellt. Ich hoffe vor allem für meine Familie, dass sich diese Situation so rasch wie möglich löst", bestätigte Fedriga im Gespräch mit der italienischen Tageszeitung "Il Piccolo" mit Sitz in Triest. Solidaritätserklärungen erhielt Fedriga von Kollegen aus der Politik, die ebenfalls ins Visier der Impfgegner geraten sind.
In Italien sind heute strengere Corona-Restriktionen in Kraft getreten. So gilt erstmals im Land die 2G-Regel für bestimmte Bereiche des öffentlichen Lebens. Demnach dürfen nur noch Geimpfte und Genese zum Beispiel im Innenbereich von Restaurants essen, ins Kino gehen, in Diskotheken feiern und zu Fußballspielen ins Stadion gehen. Die Regeln sollen zunächst bis zum 15. Jänner gelten, könnten jedoch auch verlängert werden.
Zu den Neuerungen, die ab sofort gelten, zählt auch die Ausweitung der 3G-Regel auf den öffentlichen Nahverkehr und Hotels. Bisher mussten Reisende zum Beispiel im Bahnfernverkehr und im Flugverkehr nachweislich gegen Covid-19 geimpft, von der Krankheit genesen oder negativ auf das Coronavirus getestet sein. Nun ist dieser Nachweis - in Italien wird er "Green Pass" (Grüner Pass) genannt - auch für U-Bahnen, Busse und Züge im Nahverkehr vorgeschrieben. Von den Regelungen ausgenommen sind Kinder unter zwölf Jahren, da sie noch nicht geimpft werden könnten.
Der Präsident der Konferenz der Regionen, Massimiliano Fedriga, forderte laut Medienberichten am Sonntagabend Flexibilität bei der Umsetzung der 3G-Regel an Bord lokaler Verkehrsmittel. Denn es sei schwierig, angemessene Kontrollen in allen Öffis zu garantieren.
Virologe Pregliasco schließt vierte Impfung nicht aus
Der angesehene Virologe Fabrizio Pregliasco bemängelte indes, dass die Impfkampagne für die Auffrischungsimpfung "mit Verspätung" in Bewegung gekommen sei. Eine vierte Dosis schloss er nicht aus. "Es muss in naher Zukunft bewertet werden, auch und vor allem auf der Grundlage des Verlaufs der Epidemie. Es könnte sein, dass die mögliche vierte Dosis nicht mehr universell, sondern wie die Grippeimpfung gezielt für die schwächsten, älteren und gefährdeten Menschen eingesetzt wird", so Pregliasco. 84 Prozent der italienischen Bevölkerung haben bisher zumindest eine Impfdosis erhalten.
Unterdessen laufen Ermittlungen gegen einen am 10. November festgenommenen Hausarzt der norditalienischen Stadt Ravenna auf Hochtouren. Fast 200 Grüne Pässe soll der Arzt erstellt haben, ohne dass seine Patienten geimpft wurden. Dutzende Impfgegner sollen dank des Mediziners gültige Impfzertifikate erhalten haben. Ermittlungen sind im Gange, um festzustellen, wer von diesen Zertifikaten profitiert hat.