Vorayuth Yoovidhya ist zurück in den Schlagzeilen. Der Enkelsohn und Erbe eines Milliardenvermögens ist angeklagt, vor neun Jahren, am 2. September 2012, in Bangkok mit seinem Ferrari einen Motorrad-Streifenpolizisten überfahren und dessen Leiche bei der Flucht noch hundert Meter mitgeschleift zu haben. Lange Zeit hatte sich die Öffentlichkeit damit abgefunden, dass der "Boss", wie Vorayuth seit dem Tod seines Großvaters genannt wird, wahrscheinlich nie zur Rechenschaft gezogen wird. Nun gibt es mehrere interessante Wendungen im Fall um den Red-Bull-Spross.
Im Sommer letzten Jahres wurde vermeldet, dass die Anklage gegen den Enkelsohn von Red-Bull-Mitbegründer Chaleo Yoovidhya komplett fallengelassen wurde - nach acht Jahren schleppender Ermittlungen. Trotz schwerwiegender Beweise erließ die thailändische Justiz erst fünf Jahre nach dem Vorfall, unter dem Druck der Öffentlichkeit, einen Haftbefehl. Bis dahin reiste der zum Tatzeitpunkt 27-Jährige frei ein und aus, wurde immer wieder in London gesehen und erschien regelmäßig auf Partys der Bangkoker "Rich-Kids"-Szene.
Zwei-Klassen-Strafrecht im Königreich
Die Einstellung der Ermittlungen führte zu einem großen Aufschrei im südostasiatischen Land, gilt der Fall doch als eklatantes Beispiel für das Zwei-Klassen-Strafrecht in Thailand. Wenig später war Vorayuth plötzlich wieder auf der Fahndungsliste zu finden. Aufgrund neuer Hinweise, so die offizielle Begründung. Zeitgleich wurden Ermittlungen gegen mehrere Polizeibeamte eingeleitet, die von Vorayuth mutmaßlich bezahlt wurden, um die Ermittlungen zu behindern. Mehrere der Taten, die der Anklage gegen den Vorayuth zugrunde lagen, sind inzwischen verjährt. Doch der schwerwiegendste Punkt - rücksichtsloses Fahren mit Todesfolge - kann noch bis 2027 geahndet werden. Mögliches Strafausmaß: bis zu zehn Jahre Haft. Und nun gibt es offenbar Hinweise zum Aufenthaltsort des Red-Bull-Erben.
Die Spur führt nach Österreich. Allerdings wurde offiziell noch nichts bestätigt - aber auch nicht dementiert. Sanya Nilsupan von Thailands Nationalpolizei sagt dazu: "Wir wissen nicht, ob er sich tatsächlich in Österreich aufhält. Wir sind auf ein Visum gestoßen, das der Flüchtige einst erhalten hat. Aber dieses wurde nie benutzt." Unterdessen wurden die österreichischen Behörden darum gebeten, Fahndungsunterstützung zu leisten.
Vorayuths Großvater Chaleo Yoovidhya hatte Kratin Daeng entwickelt, woraus der Energydrink Red Bull des Salzburger Multiunternehmers Dietrich Mateschitz hervorging. Chaleo wurde zum Zeitpunkt seines Todes im Jahr 2012 vom Forbes-Magazin als drittreichster Thailänder gelistet, er hinterließ der Familie Berichten zufolge seine Anteile an Red Bull sowie mehr als 20 Milliarden Dollar.
Der Fall um den Enkel erschüttert jedoch nicht nur den thailändischen Yoovidhya-Clan - eine der reichsten Unternehmerfamilien Asiens - sondern beschäftigt seit Jahren auch Polizei und Justiz, vor allem aber auch die Öffentlichkeit. Zum jetzigen Stand kann man davon ausgehen, dass wohl noch weitere Jahre hinzukommen.