Das US-Militär ist am Flughafen Kabul nach Angaben des Weißen Hauses inzwischen mit rund 3.500 Soldatinnen und Soldaten im Einsatz. Das erklärte ein Vertreter der US-Regierung am Dienstag. Das Verteidigungsministerium erklärte, die Zahl werde im Lauf des Tages noch auf rund 4.000 ansteigen. In einigen Tagen sollen es dann bis zu 6.000 Soldaten sein.
Am Flughafen seien auf dem militärischen und dem zivilen Teil wieder Starts und Landungen möglich, erklärte das Weiße Haus. Die Soldaten sollen die Sicherheit des Flughafens gewähren und die Evakuierung von Amerikanern und früheren afghanischen Mitarbeitern der US-Streitkräfte organisieren.
Zuletzt waren chaotische Szenen vom Kabuler Flughafen um die Welt gegangen. Darunter befanden sich Aufnahmen von Afghanen, die sich an einem startenden Flugzeug der U.S. Air Force festklammern. Mehrere Menschen kamen nach bisherigem Stand bei solchen Aktionen ums Leben. Nun gibt es Berichte, wie es im Innenraum von mindestens einem dieser US-Flugzeuge ausgesehen haben soll.
Demnach hat die US-Luftwaffe mit einem einzigen Flug rund 640 afghanische Zivilisten in Sicherheit gebracht. Die Internetsite "Defense One" veröffentlichte ein Foto des vollgepackten Innenraums der Transportmaschine vom Typ C-17, in dem die Afghanen auf dem Boden sitzen – der vor lauter Menschen nicht mehr zu sehen ist.
"Defense One" berichtete, nach der Landung in Katar seien 640 Zivilisten aus der Maschine ausgestiegen. Nach Angaben des Herstellers Boeing ist die riesige Frachtmaschine eigentlich nur für 134 Passagiere ausgelegt.
Auch in Österreich lebende Afghanen fordern die Regierung auf, mit einer Militärmaschine ihre Angehörigen aus Kabul herauszuholen. Einen eindringlichen Appell formulierte die in Wundschuh bei Graz lebende Dolmetscherin Masomah Regl.
Die deutsche Bundeswehr brachte bereits eine erste Gruppe von Menschen aus der Hauptstadt Kabul in Sicherheit. Ein A400M-Transportflugzeug startete in der Nacht in Richtung Taschkent in Usbekistan, so das Bundesverteidigungsministerium. Bundeswehr-Soldaten blieben vor Ort in Kabul, um weitere Evakuierungsflüge vorzubereiten.
Wie der CDU-Außenpolitiker Johann Wadephul im Deutschlandfunk bestätigte, befanden sich allerdings lediglich sieben Menschen an Bord des Flugzeugs. Man habe nur einen Slot von 30 Minuten für die Maschine gehabt. "Und wir konnten nur die mitnehmen, die jetzt da waren", so Wadephul. "Es wäre auch unverantwortlich gewesen, mehr dort jetzt schon zum Flughafen zu bringen, weil gar nicht sicher war, dass die Maschine landen konnte."