Den Bewohnern der Wohnungen und Restaurantbetreibern im "Television Centre" im Westen Londons wurde am Montag wohl ein riesengroßer Schreck eingejagt: Eine Meute an wütenden Menschen wollte sich Zugang zum kreisrunden Gebäude verschaffen, in dem früher die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt "British Broadcasting Corporation" (kurz BBC) untergebracht war. Früher. Wie sich herausstellte wollten die Demonstranten die BBC-Zentrale stürmen, weil sie den Programmen des Unternehmens vorwerfen, die Corona-Impfstoffe zu bewerben. Was die Impfgegner offensichtlich nicht wussten: 2013 verließ die BBC das Gebäude, in dem sich nun hauptsächlich Luxuswohnungen, ein paar Restaurants und ein Kino befinden. Warum die Demonstranten das falsche Gebäude ins Visier genommen haben, ist fraglich.
Hunderte Teilnehmer der Protestaktion skandierten zunächst vor dem Gebäude "Schande über euch", in Live-Streams wurde unter anderem von den Teilnehmern gefordert, dass man "diese Bastarde" übernehmen müsse. In den Protesten wurden die Medien als "das Virus" bezeichnet und die Berichterstattung der BBC über die Pandemie heftig kritisiert. In sozialen Netzwerken veröffentlichte Handyaufnahmen zeigen Geschubse, ein Beamter wurde mit einer Flasche beworfen. Die Polizisten versuchten unter Einsatz ihrer Schlagstöcke, die Situation wieder unter Kontrolle zu bringen.
Nach den Handgemengen und Auseinandersetzungen mit den Beamten der Metropolitan Police, die das Gebäude bewachten, wurde Polizeiverstärkung und ein Hubschrauber angefordert. Als sich unter den Teilnehmern schließlich herumsprach, dass man dabei war das falsche Gebäude zu stürmen, zog eine kleinere Gruppe Demonstranten rund acht Kilometer weiter zum Broadcasting House im Zentrum Londons - der aktuelle Hauptsitz der BBC.
Zuvor hatte die Regierung Pläne zur Einführung von einer verpflichtenden Impfung als Eintrittsvoraussetzung für Konzerte und Sportveranstaltungen angelehnt. Weil aber auch in Großbritannien die Durchimpfungsrate unter jungen Erwachsenen verhältnismäßig niedrig ist, wird ab Ende September für den Nachtclub-Besuch eine Corona-Impfung obligatorisch.
Simon Rothschedl