Es sind verheerende Nachrichten und Bilder aus Griechenland: „Wenn wir es heute nicht schaffen, die Brände einzudämmen, dann werden wir ein Riesenproblem haben“, sagte der für den Zivilschutz zuständige Vizegouverneur des Großraums Athens, Wassilis Kokkalis, Samstagfrüh im griechischen Fernsehen, während die Bedingungen für die Menschen in Griechenland immer schwieriger werden: Viele werden aufgerufen die betroffene Regionen zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen.

Die Luft in der griechischen Hauptstadt ist stark von Rauch durchzogen, seit drei Tagen geht Asche nieder. „Schließen Sie alle Fenster und gehen Sie nicht aus dem Haus“, riefen die Behörden die Einwohner auf - und das bei brütender Hitze. Doch die ganze Nacht hindurch loderten im Norden Athens die Flammen und tauchten den Nachthimmel feuerrot.

In folgendem Twitter-Video aus Griechenland ist zu sehen, wie Menschen mit einer Fähre evakuiert werden und im Hintergrund die Flammen immer weiter um sich greifen.

Hier ein Video von der griechischen Insel Euböa

Auch in mehreren Staaten in der Balkanregion kam es zu Bränden, steirische und niederösterreichische Feuerwehrleute helfen dort bei der Brandbekämpfung. Die Regionalregierung von Sizilien hat wegen der Waldbrände für sechs Monate den Not- und Krisenfall erklärt. Seit Ende Juli brenne es auf Sizilien, und in den kommenden Wochen herrsche ein permanentes Risiko durch die außergewöhnliche Wetterlage, begründete Regionalpräsident Nello Musumeci die Entscheidung. Der Landwirtschaftsverband Coldiretti sprach vom heißesten Sommer des Jahrzehnts.

Auf der Insel Euböa mussten die rund 2000 Bewohner des Ortes Limni per Fähre evakuiert werden, weil der Landweg von den Flammen abgeschnitten war. Auch die Halbinsel Peloponnes, Kreta weit im Süden des Landes und Städte wie Grevena hoch im Norden sind von den seit Tagen nach langer Hitze und Trockenheit ausgebrochenen Bränden betroffen.

Internationale Hilfe

Am Samstag sollen dem griechischen Zivilschutz zufolge die ersten internationalen Helfer in Aktion treten. Erwartet werden bisher 16 israelische und 100 ukrainische Feuerwehrleute ebenso wie 82 Rettungskräfte und zwei Löschflugzeuge aus Frankreich. Aus Zypern kommen 40 Feuerwehrleute und zwei Flieger. Die Schweiz schickte drei Löschhelikopter, Schweden ist mit zwei Löschfliegern dabei, ebenso Rumänien mit 112 Feuerwehrleuten und 23 Fahrzeugen.

Auch in der Türkei, in der besonders die Küstenregionen im Süden und Westen seit Tagen schwer betroffen sind, bedrohen Brände weiterhin zahlreiche Orte. Im westtürkischen Mugla kamen die Einsatzkräfte nicht zur Ruhe, im Bezirk Köycegiz wurden lokalen Behörden zufolge am Freitagabend die ersten Menschen in Sicherheit gebracht. Erneut mussten Feuerwehrkräfte ein Kraftwerk vor den Flammen schützen und brennbares Material wegschaffen, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete.

Ganze Dörfer in Asche gelegt

Im südtürkischen Antalya hat sich die Lage inzwischen beruhigt. Dort haben die Brände jedoch große Zerstörung hinterlassen. Ganze Dörfer wurden in Asche gelegt. Die Katastrophenschutzbehörde Afad stellte Container als Notunterkünfte auf. Zugleich wächst die Wut auf die Regierung. Seit Beginn der Brände vergangene Woche wird immer wieder Kritik an deren Krisenmanagement laut.

In Bulgarien sind die Waldbrände nach offiziellen Angaben indes unter Kontrolle gebracht worden. Nach Trockenheit und einer tagelangen Hitzewelle brachten Regenfälle in der Nacht zum Freitag Abkühlung und Entspannung in den Brandgebieten. In Italien kämpft die Feuerwehr hingegen weiter gegen Brände. In den vergangenen zwölf Stunden seien die Helfer zu 395 Einsätzen ausgerückt, erklärte die Feuerwehr am Freitagvormittag. Die meisten Einsätze waren in Sizilien und Kalabrien. Derzeit seien acht Löschflugzeuge im Einsatz, darunter in den Provinzen Reggio Calabria, Cosenza und Matera.

Italien: Hitzwelle im Süden, Unwetter im Norden

Für die nächsten Tage sagen Meteorologen wieder große Hitze für den Süden voraus. Die Temperaturen könnten von Sonntag an die 40 Grad erreichen und dann bis zu 45 Grad steigen, teilte der Wetterdienst meteo.it mit. Für den Norden sind ab dem Wochenende dafür erneute Unwetter vorhergesagt. Zu Überschwemmungen kam es schon zuletzt unter anderem am Comer See oder in Südtirol. Dort stabilisierte sich die Lage am Freitag allerdings. Ab Samstag sollen jedoch neue Gewitter in den Alpenregionen kommen.

Auch in mehreren Staaten in der Balkanregion kam es zu Bränden: In Nordmazedonien hatte die Regierung am Donnerstag den Krisenzustand ausgerufen angesichts von acht aktiven Bränden. Der Wind ändere ständig seine Richtung und entfache dadurch von immer wieder neue Brandherde, berichtete das Portal "vesti.mk". Am Morgen waren die ersten Konvois einer Hilfsmission aus Österreich eingetroffen, mit 136 Helfern, 16 Löschfahrzeugen, 24 Lastwagenn und einem Krankenwagen. Hilfe kam zudem aus Serbien, Bulgarien und Slowenien.

Im Nachbarland Albanien gab es am Freitag immer noch etwa zehn Waldbrände, erklärte Verteidigungsminister Niko Peleshi. Insgesamt habe man 163 Brände gelöscht. Während der letzten Woche hatten Brände im Süden sowie in der Küstenregion Vlora neben Vegetation auch einige Bauernhäuser zerstört.

Kosovo wurde in dieser Zeit von fast 500 Waldbränden heimgesucht, auch hier brannten mehrere Bauernhöfe. Die Brände konnten mit Unterstützung der im Kosovo stationierten KFOR-Truppe der NATO gelöscht werden. Doch fürchten die Behörden weitere Ausbrüche.