Auf Griechenland kommt eine gewaltige Hitzewelle zu. Der staatliche Wetterdienst warnt vor Temperaturen von bis zu 45 Grad. Besonders alarmierend: Die Gluthitze soll lange anhalten. Viele Menschen fürchten sich vor einer Neuauflage der mörderischen Hitzekatastrophe von 1987.
Aus Westen kommen in Griechenland normalerweise Wolken und Regen. Jetzt rollt von dort eine rekordverdächtige Hitzefront auf das Land zu. Am Mittwoch stiegen die Temperaturen in Westgriechenland vielerorts über die 40-Grad-Marke. Und das ist nur der Anfang. Ab Donnerstag wird sich die Hitze auf das ganze Land ausbreiten.
Die Zivilschutzbehörde forderte die Bevölkerung auf, anstrengende Arbeiten und Sport im Freien zu meiden. „Trinken Sie viel Wasser und Fruchtsäfte, duschen sie mehrmals am Tag mit kühlem Wasser und legen Sie, wenn nötig, feuchte Tücher auf Kopf und Hals“, heißt es in den Hinweisen. Ältere Menschen und Kleinkinder sollten während der Hitzewelle nicht alleingelassen werden, so Rat des Zivilschutzes.
Der Meteorologe Giannis Kallianos erwartet den Höhepunkt der Hitzewelle für das Wochenende. Dann könnten die Temperaturen örtlich auf 45 Grad steigen, warnt Kallianos. Zu den heißesten Regionen werden Mittelgriechenland und insbesondere die thessalische Ebene gehören. Glimpflich kommt davon, wer in Küstennähe oder auf den Ferieninseln in der Ägäis ist. Dort sorgt das Meer für Kühlung. Die Meteorologen erwarten auf Ägäisinseln wie Mykonos und Santorin Temperaturen von maximal 35 Grad. Kreta könnte 37 Grad erreichen.
Schon die zweite Hitzewelle
Es ist für die Griechen bereits die zweite große Hitzewelle dieses Jahres. Ende Juni stieg das Thermometer mehrere Tage lang über 40 Grad. Viele Wissenschaftler bringen die ungewöhnliche Hitze dieses Sommers in Zusammenhang mit dem Klimawandel. „Zehn Tage Dauerhitze, dieses Szenario haben wir in unseren Klimamodellen erst für die 2040er Jahre erwartet – jetzt kommt es 20 Jahre früher“, sagt Professor Costas Synolakis, der Vorsitzende der griechischen Kommission zur Erforschung des Klimawandels. Zwar gab es auch in vergangenen Jahrzehnten in Griechenland Extremtemperaturen. Der bisherige Hitzerekord wurde am 10. Juli 1977 mit 48 Grad in Eleusis bei Athen gemessen, der zweithöchste Wert am 26. Juni 2007 mit 47,5 Grad im Athener Stadtteil Nea Philadelphia. Ungewöhnlich ist aber die große Dauer dieser Hitzewelle.
Sie weckt Erinnerungen an den Sommer 1987. Er brachte dem Land die schlimmste Hitzekatastrophe seit Menschengedenken. Die Temperaturen stiegen auf 46 Grad im Schatten. Zehn Tage lang fiel das Thermometer nicht unter 40 Grad. In vielen Stadtteilen brach die Wasserversorgung zusammen. Die Rettungsdienste hatten Mühe, den Hilferufen nachzukommen. Klimaanlagen gab es damals nur in ganz wenigen Wohnungen. Mindestens 1500 Menschen starben im Zusammenhang mit der Hitze, vor allem in Athen. Leichen wurden vielerorts in Kühlwaggons der Eisenbahn gelagert, weil die Kühlhäuser der Friedhöfe überfüllt waren. Auch die Bestatter kamen nicht nach. Mit Baggern wurden Massengräber ausgehoben.
Alle Klimaanlagen im Vollbetrieb
Alle hoffen, dass sich die damalige Katastrophe nicht wiederholt. Heute sind die meisten Wohnungen mit Klimageräten ausgestattet. Die Stadt- und Gemeindeverwaltungen öffnen überdies seit Mittwoch klimatisierte öffentliche Gebäude, in denen jene Bürger Zuflucht suchen können, die selbst keine Klimaanlagen haben. Eine Sorge ist aber, ob das Elektrizitätsnetz standhalten wird, wenn in den nächsten Tagen alle Klimageräte auf Hochtouren laufen.
Eine weitere Befürchtung: Die extremen Temperaturen begünstigen die Entstehung und Ausbreitung von Waldbränden. Ende August 2007 waren während einer Hitzewelle in mehreren Regionen Griechenlands, darunter in Attika, auf der Insel Euböa und auf der Halbinsel Peloponnes, hunderte große Waldbrände ausgebrochen. Die Regierung rief den landesweiten Notstand aus. Über 70 Menschen starben damals in den Flammen. Einen Vorgeschmack auf drohende Feuer gab es bereits am Dienstag: Nordöstlich von Athen brach ein Waldbrand aus, mehrere Häuser wurden beschädigt, viele Menschen mussten evakuiert werden.
Lang andauernde Hitzewellen sind insbesondere für die Stadtbewohner schwer erträglich. Denn die dicht bebauten Städte heizen sich von Tag zu Tag mehr auf und kühlen sich auch Nachts kaum mehr ab. Einige Wettermodelle lassen erwarten, dass die aktuelle Hitzewelle bis zum 8. August anhalten wird. Das wäre sogar noch länger als im Katastrophensommer 1987.
Auch Italien und die Balkanregion könnten von der Hitzewelle erfasst werden, ebenso Kroatien.