Selbst katholische Staatsoberhäupter Frankreichs haben aus Gründen der strikten Trennung zwischen Staat und Kirche stets einen Bogen um Lourdes gemacht. Doch als erster französischer Präsident der Fünften Republik (seit 1958) hat Emmanuel Macron nun am Freitag den berümten Wallfahrtsort besucht. Zum Abschluss einer zweitägigen Pyrenäen-Reise wurde er vom päpstlichen Delegierten für den weltberühmten südfranzösischen Pilgerort, Weihbischof Antoine Herouard, erwartet und traf sich mit Vertretern des durch die Corona-Pandemie stark beeinträchtigten örtlichen Tourismus, berichtete Kathpress.
Geplant waren weiter ein Spaziergang am Fluss Gave entlang der Mariengrotte, nicht aber ein Besuch in einer der beiden Basiliken. Freitag war der Jahrestag der letzten von insgesamt 18 durch die katholischen Kirche anerkannten Marienerscheinungen des Hirtenmädchens Bernadette Soubirous im Jahr 1858, auf die die Wallfahrtstradition von Lourdes zurückgeht.
Frankreich ist von einer starken Trennung zwischen Staat und Kirche geprägt. Macron kommt aus einer nichtreligiösen Familie, ließ sich aber als Zwölfjähriger römisch-katholisch taufen. Die katholische Kirche in Frankreich hatte zuletzt scharfe Kritik an der Verabschiedung des liberalen Bioethikgesetzes geübt, das zu den Wahlversprechen Macrons gehörte. Das Gesetz legalisiert die künstliche Befruchtung für lesbische Paare und unverheiratete Frauen.
Zum Auftakt des Besuches kam es laut Kathpress zu einem kurzen Vorfall, als ein Mann aus dem Publikum Macron während einer Gesangsdarbietung als "Atheisten" beschimpfte. Der Rufer wurde von Sicherheitskräften entfernt. Am Donnerstag war Macron in die Pyrenäen gereist, um die 18. Etappe der Tour de France zwischen Pau und Luz-Ardiden zu verfolgen.