Tornados werden auch in Österreich intensiver sowie Hagelunwetter noch häufiger und stärker werden - das prognostizierte die Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb von der Universität für Bodenkultur in einer Pressekonferenz mit den oö. Umweltlandesrat Stefan Kaineder (Grüne) am Freitag. Die Expertin warnte: "Es geht nicht linear weiter, sondern exponentiell". Man müsse daher in Sachen Klimaschutz "endlich ins Handeln kommen".
"Wenn sich die Lufthülle der Erde erwärme, entsteht mehr Energie", erklärte Kromp-Kolb den Mechanismus, der der zunehmenden Häufigkeit von Unwettern zugrunde liegt. Zudem könne die wärmere Luft mehr Wasserdampf aufnehmen. "Wenn sich das entlädt - mehr Energie und mehr Wasser -" seien heftigere Regenfälle, Unwetter und Hagel sowie eventuell sogar Tornados die Folge.
Ob Tornados in Zukunft häufiger werden, sei wissenschaftlich nicht ganz klar, so Kromp-Kolb. Das hänge u.a. mit Datenlage und der Kleinräumigkeit dieser Ereignisse zusammen: Wenn sie Siedlungsgebiete betreffen, können sie - wie in der Nacht auf Freitag in Tschechien - katastrophale Auswirkungen haben, über unbesiedeltem Gebiet werden sie manchmal gar nicht registriert. Sicher sei aber, dass die Heftigkeit der Tornados auch bei uns zunehmen werde.
Beim Hagel müsse man davon ausgehen, dass sowohl die Ereignisse häufiger als auch die Körner größer werden, das zeige die Statistik bereits jetzt deutlich. Grund für diese Entwicklung sei, dass die Luftmassen mit der Erwärmung labiler werden. In Österreich sei vor allem der "Gürtel um die Alpen" betroffen, also der Bereich nördlich des Gebirges und hinunter in das Burgenland und die Steiermark. Hagel entstehe schneller als ein Tornado, bei dem auch spezielle Windbedingungen erfüllt sein müssten.
Die Ereignisse dieses Sommers seien insgesamt nicht überraschend, "es entwickelt sich so, wie die Wissenschaft das erwartet hat", sagte die Klimaforscherin und betonte, dass die weitere Entwicklung nicht linear, sondern exponentiell verlaufen werde. Das nächste halbe Grad Erwärmung werde daher deutlich mehr Probleme bringen als das vorangegangene. "Wir spielen mit dem Feuer" und da dürfe man sich nicht wundern, "wenn man sich die Finger verbrennt. Wir als Gesellschaft und als Österreich haben unsere Hausaufgaben nicht gemacht". Die Politik sei immer noch mit dem Formulieren von Zielen beschäftigt anstatt mit der Umsetzung von Maßnahmen. Grund sei vermutlich die "Angst vor Verzicht", wobei Klimaschutzmaßnahmen nicht nur Verzicht, sondern vor allem auch "ein besseres Leben" bringen würden, appellierte Kromp-Kolb.
Kaineder kritisierte, dass im oberösterreichischen Wiederaufbauplan "bei einem Gesamtvolumen von einer Milliarde Euro gerade 20 Millionen für Klimaschutz" reserviert seien. Allein die Schäden der vergangenen 48 Stunden würden sich auf "mindestens das Doppelte" belaufen. Die Klimaschutzreferenten der Länder, die am Freitag getagt haben, seien sich einig, dass "Klimaschutz oberste Priorität bei allen politischen Entscheidungen haben muss", man dürfe nicht riskieren "unseren Kindern einen unwirtlichen Planeten zu übergeben".
"Fakt ist, Wetterereignisse wie der gestrige Tornado werden durch die Klimakrise häufiger und extremer. Das bedeutet auch eine zunehmende Bedrohung für Menschen, Landwirtschaft und Natur", unterstrich auch Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin von Greenpeace in Österreich.
"Wenn man Kohle, Öl und Gas verbrennt, steigen die Temperaturen auf der Erde. Je heißer es wird, desto mehr nimmt die Intensität von Extremwetterereignissen zu. Solche Stürme wie gestern werden wir in Zukunft immer öfter erleben", so die Expertin.