Dämmerig wurde es zuletzt im britischen Königshaus: Prinz Philip wurde am Samstag vergangener Woche auf Schloss Windsor für immer verabschiedet. Bilder von einer fragil wie nie wirkenden Queen Elizabeth II. auf pandemiebedingt leeren Rängen in der St.-Georgs-Kapelle rührten das Volk. Eine Ära neigt sich hier ihrem unweigerlichen Ende zu. Zuvor der unappetitliche Skandal um ihren Lieblingssohn Andrew und der Fluchtweg, den ihr Enkel Harry samt Familie eingeschlagen hat.

Wenn es in der letzten Dekade neben der ehernen Ausdauer der 95-jährigen Monarchin Stabilitätsfaktoren in der Monarchie gab, dann waren es ihr Enkel William (38) und seine Frau Kate (39). Am 29. April sind die beiden dreifachen Eltern zehn Jahre miteinander verheiratet: Prinz Zuverlässig und Herzogin Makellos, gewissermaßen.

Ihre gemeinsame Geschichte reicht lange zurück: 2001 war es, als sich die beiden erstmals begegneten – damals studierten beide an der University of St Andrews an der Ostküste Schottlands. Eine Weile teilte man sich mit anderen drei weiteren Kommilitonen sogar eine Wohngemeinschaft. Berichten zufolge sah der Prinz („Ich studiere wirklich hart, einzig und allein mein Vater hält mich für faul!“) die Unternehmerstochter Catherine „Kate“ Middleton einst bei einer Modenschau in einem recht offenherzigen Kleid über den Laufsteg schweben – und da war es auch schon um ihn geschehen.

Seit Ende 2002 hatte William dann – mit einer Unterbrechung im Jahr 2007 – offiziell eine Beziehung mit der Bürgerlichen aus dem winzigen Dorf Bucklebury in der Grafschaft Berkshire im Süden Londons. Es folgten weitere Jahre der Probe, bis im November 2010 verlautet wurde, dass sich das Paar auf einer Kenia-Reise kurz zuvor verlobt hatte.

Der große Moment der Hochzeit kam ein halbes Jahr später in der Westminster Abbey in London. Ein stimmiger, haltbarer Bund – nicht zuletzt, wenn man sich an die traurige Trug-Ehe von Williams 1997 verstorbener Mutter Diana erinnert. Spätestens seit der Geburt ihrer Kinder George (7), Charlotte (5) und Louis (3) gelten William und Kate – auch im Vergleich zu manch gestrauchelter Liaison innerhalb der royalen Familie – als Vorzeigepaar. Für William war das Vaterwerden naturgemäß ein monumentaler Schritt: „Für mich persönlich war es eine große Veränderung. Ich hatte manchmal Probleme. Der Wandel vom unabhängigen Single-Mann zu Hochzeit und Kinderkriegen ist lebensverändernd. Ich habe mich früher nie groß um Dinge gesorgt. Aber jetzt als Vater gehen mir selbst die kleinsten Sachen ans Herz.“

Kate ist sehr beliebt


Auch das mediale Bild von Kate wandelte sich im Laufe der Zeit: Dass sie sich nach Abschluss ihres Studiums eher lockere Jahre gönnte, brachte ihr rasch den Spitznamen „Lady of Leisure“ („Lady Freizeit“) ein. Nach ihrer Hochzeit wandelte sich das mediale Bild der an Reisen und Kunst Interessierten aber. Mehr noch: In Umfragen zählt sie neben der Queen zu den beliebtesten Mitgliedern der Königsfamilie. Modisch – zumindest in diesem Paralleluniversum sehr wichtig – ist sie stilsicher. Die britische Kleidungsindustrie etwa profitierte durch die von der Herzogin getragenen und danach – unverändert – an unzählige „Normalbürgerinnen“ verkauften Modelle: der „Kate-Middleton-Effekt“. Ihr Auftreten wirkt sehr pflichttreu – aber nicht ohne selbstbewusste Eigennote und dringend nötige Modernität.

Jüngst legte die begeisterte Hobby-Fotografin einen Bildband vor, der individuelle Geschichten und persönliche Momente von Menschen in der Pandemie abbildet: Der Erlös kommt der Wohltätigkeitsorganisation „Mind“ und der renovierungsbedürftigen National Portrait Gallery in London zugute. Es geht in den Aufnahmen um Helden und Helfer in dem von der Brüssel-EU abgenabelten Land. Es wurde massiv von Corona erwischt, hat mittlerweile jedoch das Allerschlimmste überstanden. Der Blick dafür, den sich die Herzogin von Cambridge offenbar bewahren konnte, kommt im Volk gut an: „Meine Eltern haben mir beigebracht, wie wichtig Eigenschaften wie Freundlichkeit, Respekt und Ehrlichkeit sind, und mir ist klar, wie zentral solche Werte für mich in meinem gesamten Leben gewesen sind“, betonte sie. Ein Vertrauter der Herzogin: „Am Ende des Tages wird sie zur zukünftigen Königin ausgebildet, aber ehrlich gesagt würde man es nie merken.“


Man neckt, man liebt sich: Für William, dessen Haupthaar sich wie bei anderen männlichen Windsors zeitig lichtete, hatte Kate bei einem Besuch in Sydney einen praktischen Hinweis parat: Als man das Scheren von preisgekrönten Schafen mitverfolgte und auf die Wolle am Boden schaute, sagte sie mit Blick auf des Gatten Platte: „Davon hättest du auch etwas nötig!“

Ernsthaft zur Seite stehen muss sie ihrem Mann an anderer Stelle: William entfremdete sich von seinem Bruder Harry (36). Sein Blick auf ein pflichterfülltes Dasein ist ein anderer als jener des Abgereisten, die Lebensentwürfe klaffen auseinander: Ein Freund des Zweiten der Thronfolge hielt fest, dass sich William im Unterschied zum Jüngeren „keineswegs gefangen“ fühle. Familienprobleme (siehe dazu die folgende Doppelseite) – wer behauptete, dass Royals davor gefeit seien?