Gaylord Anton Nelson war ein US-amerikanischer Politiker und in dieser Aufgabe Gouverneur von Wisconsin. Vor allem war er aber jener Mann, der 1970 den "Tag der Erde" ins Leben rief. Seit 1990 wird der "Earth Day" international am 22. April begangen: Der Tag, an dem der Planet, der uns die einzige bewohnbare Heimat bietet, in den Fokus gerückt werden soll - und jene Wunden, die Mensch ihm beständig zufügt.
Faktum ist, dass 2020 eines der drei heißesten jemals gemessenen Jahre war. Der Winter lag sogar um 3,4 Grad Celsius über dem Durchschnitt der drei Jahrzehnte von 1980 und 2010. Die klimaschädlichen Emissionen steigen weiter, der Planet hat immer beedrohlicher erhöhte Temperatur. "Die bisher angekündigten Maßnahmen der internationalen Staatengemeinschaft reichen nicht aus, um die Erderhitzung auf ein verträgliches Maß zu begrenzen. Wenn jetzt nicht rasch gehandelt wird, werden katastrophale Auswirkungen auf alle Lebensbereiche und in allen Weltregionen nicht mehr zu verhindern sein", betont Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen.
Ungeniertes Verbauen in Österreich
2019 wurden in Österreich täglich 13 Hektar Boden neu verbaut - das enspricht etwa 19 Fußballfeldern. Tendenz steigend. Davon gehen laut Umweltbundesamt jeweils vier Hektar dauerhaft verloren, weil diese Fläche versiegelt wird - also bebaut, zubetoniert, asphaltiert oder gepflastert. Betoniergehabe hat dramatische Auswirkungen auf die Biodiversität, schwindende Ackerflächen und nicht zuletzt die immer stärkere Erwärmung von Stadtgebieten im Sommer. Dass zudem Europa durch sein Konsumverhalten maßgeblich und ungeniert daran beteiligt ist, dass in Südamerika riesige Flächen Regenwald fallen, ist nicht zu leugnen.
Seit einem Jahr schiebt die Corona-Pandemie den Kampf gegen die Klima-Problematik nach hinten - obgleich beide Krisen ganze Welt betreffen und letzlich auch Konsequenz einer globalisierten Ära sind. UNO-Generalsekretär Antonio Guterres sagte: "Wir müssen unseren Krieg gegen die Natur beenden und sie wieder gesund pflegen. Das bedeutet mutige Klimamaßnahmen". Auf Klimakonferenzen festgelegte Ziele blieben allzu oft Buchstaben und Zahlen auf Papier. Das Pariser Klimaschutz-Abkommen und seine Ziele blieben bis heute Leuchtbake in weiter Ferne. Heute beginnt der nächste Gipfel, dieses Mal online.
Der für die Umwelt wohltuende Effekt der Pandemie war - sofern überhaupt vorhanden - endenwollend: Aktuelle Zahlen zeigen, dass die globalen CO2-Emissionen längst wieder auf auf über dem Niveau vor der Krise liegen - wenn nicht darüber. Kathleen Rogers, Präsidentin von EarthDay.org, gab Medien gegenüber zu Protokoll: "Wir stehen am Rande einer Klippe – wenn wir jetzt nicht handeln, um den Kohlenstoffausstoß zu reduzieren, gibt es kein Zurück."
55 Prozent als neue Messlatte
Die EU einigte sich nun auf ein Klimaziel: Bis 2030 sollen die Treibhausgase der Europäischen Union um mindestens 55 Prozent unter den Wert von 1990 gesenkt werden. "Es ist unser verbindliches Versprechen an unsere Kinder und Enkelkinder", sagt EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. "Das ist ein herausragender Moment für die EU und ein starkes Signal an die Welt", jubelt EU-Kommissionsvize Frans Timmermans. Österreichs Klimaschutzministerin Leonore Gewessler betont: "Wir befinden uns beim Klimaschutz auf einer Aufholjagd."
Ermutigende Signale kommen immerhin aus den USA - seit jeher einer der größten Klimasünder weltweit: Deren Präsident Joe Bidenstoppte nun neue Öl- und Gasbohrungen auf bundeseigenem US-Land. Eine seiner ersten Amtshandlungen war es, dem Pariser Klimaschutz-Abkommen beizutreten. Und Biden ist weiter dabei, all die von Donald Trump, einem vorsichtig formuliert nicht unbedingt klimaschutzaffinen Ex-Präsidenten, eingeführten Lockerungen von Umweltrichtlinien wieder rückgängig zu machen.
"Tag der Erde" ist nicht nur am 22. April. Er muss für Untermieter Mensch jeden Tag sein, sofern er Interesse daran hat, diesen Planeten noch viel länger zu bewohnen.