Die Hebamme Julia Falkner war schon auf Einsätzen im Südsudan und in der früheren irakischen IS-Hochburg Mossul, doch die Lebensumstände für die Menschen im Flüchtlingscamp Kara Tepe 2 auf der griechischen Insel Lesbos bezeichnet sie als "eindeutig die schlimmsten". Um sie zu verbessern, werde wenig bis nichts gemacht, vielmehr "bekommt man ganz klar das Gefühl, dass diese Umstände gewollt sind", sagt die Helferin von Ärzte ohne Grenzen (MSF) im APA-Gespräch.
Den Flüchtlingen und Migranten werde das Leben "ganz bewusst" schwer gemacht, erzählt die gebürtige Tirolerin, die seit zwei Monaten auf der Ägäis-Insel tätig ist. Es fehle nach wie vor an allem. Die Zelte seien trotz gegenteiliger Versprechungen und Behauptungen der griechischen Regierung nicht winterfest gemacht worden. Schwangere müssten mit anderen Familien in viel zu kleinen Zelten auf dem Boden mit dünnen Matratzen und dünnen Decken in Sommerzelten schlafen, so Falkner.
"Die Zustände sind menschenunwürdig"
Die 31-Jährige berichtet von seit langem bekannten Problemen - keine winterfesten Unterkünfte, Überbelegung, mangelnde hygienische Einrichtungen und medizinische sowie psychologische Versorgung, bürokratische Hürden für die Asylsuchenden. Die Zustände waren bereits im Vorgängercamp Moria, das durch einen Brand im September völlig zerstört wurde, katastrophal. Und auch über sechs Monate nach Errichtung des Ausweichlagers Kara Tepe 2 gibt es offenbar keine Verbesserungen.
"Man kann nicht eine Hölle mit der anderen vergleichen. Aber ja, wir sehen im Grunde die genau gleichen Probleme. Die Zustände sind menschenunwürdig." Auch die Sicherheitslage habe sich trotz massiver Polizeipräsenz nicht gebessert, erklärt die Hebamme, die in Kara Tepe auch mit Opfern sexueller Gewalt arbeitet.
Das eilig nach dem Brand in Moria errichtetes Camp direkt an der Küste muss nach Ansicht Falkners schnellstmöglich evakuiert werden. Das schlimmste sei für sie das Wissen, in der EU zu sein und "dass wir es anders machen könnten. Denn so etwas ist eigentlich nicht mit den Werten der EU vereinbar". Sehr viele Flüchtlinge und Migranten auf Lesbos würden alleinegelassen, sehr oft komme es auch zu Menschenrechtsverletzungen, schildert die MSF-Expertin. "In diesen Situationen sind wir leider sehr hilflos.
Christina Schwaha/APA