Kurz vor seinem 100. Geburtstag ist am Freitagmorgen Prinz Philip, der Gemahl der britischen Königin, gestorben. „In Windsor Castle friedlich verschieden“ sei Philip, gab die Kron-Administration bekannt.
„In tiefer Trauer“ unterrichte die Queen das Königreich und die Welt vom Ableben „ihres geliebten Gatten“, hieß es auf der offiziellen Verlautbarung, die kurz nach Mittag am Tor des Buckingham-Palastes angebracht wurde. „Die königliche Familie fühlt sich mit Menschen rund um die Welt vereint in der Trauer um diesen Verlust.“
Flut an Beileidsbekundungen
Der Todes-Nachricht folgte unmittelbar eine Flut von Beileids-Bekundungen und Würdigungen. Schon wenige Minuten nach der Bekanntgabe des Todes trat Premierminister Boris Johnson aus der Regierungszentrale auf die Downing Street hinaus, um zu beteuern, der Herzog von Edinburgh habe die Monarchie auf positive Bahnen gelenkt und sich redlich „die Zuneigung vieler Generationen verdient“.
Politiker aller Parteien schlossen sich der Würdigung gleich darauf an. Schottlands Regierungschefin Nicola Sturgeon sprach Elizabeth I. ihr Beileid aus „im Namen des schottischen Volkes“. Wales und Nordirland, die anderen beiden Teile des Königreiches, zogen eilends hinter Johnson und Sturgeon her.
Sodann ließ eine Commonwealth-Regierung nach der anderen die Monarchin von ihrer Anteilnahme wissen. Viele der betreffenden Länder hatte Philip in seinem langen Leben schließlich dutzende Male besucht. Aber auch fremde Royals, Präsidenten aller Art, Militärverbände, karitative Organisationen und sogar Fußballklubs wollten sich in die sinnbildliche Schlange der Trauernden einreihen. Von Chelsea bis Liverpool war, aus der Premier League, alles dabei.
Zu dieser Zeit waren die Fahnen über den Palästen und der Regierungszentrale bereits auf halbmast gesunken. Alle öffentlichen Gebäude folgten diesem Signal. In voller Höhe geflaggt wird erst wieder am Morgen nach der Beisetzung des Prinzen. Für kommenden Montag ist das britische Parlament aus der verlängerten Osterpause einberufen worden, damit die Abgeordneten Philips Leben Tribut zollen können im Unter- und Oberhaus.
Die BBC, Grossbritanniens öffentlicher Rundfunk, setzte am Freitagmittag unverzüglich alle Programme auf allen Kanälen ab und schaltete um auf „Philip only“. Die königlichen Webseiten, samt Facebook und Twitter, löschten die üblichen Bilderfolgen mit ihren gutgelaunten Familienfotos und stellten stattdessen feierliche Wappen in Schwarz-Weiss ins Netz.
Blumen wurden niedergelegt
Vor Schloss Windsor ebenso wie am Buckingham-Palast in London tauchten unterdessen in der schwachen Frühlingssonne die ersten Royalisten mit Karten und Blumensträußen auf, um den Windsors in Person ihr Beileid zu überbringen. Nervöse Polizisten erlaubten das Niederlegen der Blumengrüße, suchten aber ein allzu langes Zusammenstehen der Ankömmlinge zu verhindern, so gut es ging.
Trauer inmitten der Pandemie
In der Tat stellt Philips Tod, mitten in der Covid-Krise, Krone, Regierung und Ordnungskräfte vor eine schwierige Aufgabe. Wie viel „Auflauf“, wie viel an kollektiver Respekt-Bezeugung an einem solchen Punkt britisch-königlicher Geschichte, ist inmitten der Pandemie erlaubt?
Bekannt war schon vorab, dass Philip selbst sich alles „unnötige Tamtam“ verbeten hatte, nach seinem Tode. Eine öffentliche Aufbahrung und ein Staatsbegräbnis waren nicht vorgesehen. Stattdessen liegt der Prinz nun in der Schlosskirche von Windsor Castel, der St George´s Chapel, wo auch die Trauer-Feierlichkeiten im kleinen Kreis stattfinden sollen.
Sich der geltenden Regeln äußerst bewusst, will das Königshaus jedenfalls keinen Anlass zu irgend welchem Anstoß geben. Schon kurz nach Aufstellung der Ankündigungs-Tafel am Buckingham am Freitag wurde das Schild wieder abgenommen – damit sich keine Menge draußen bilde vor dem Tor.
Wichtig sei vor allem, dass die Leute die Lockdown-Gesetze respektierten und sich und andere nicht in Gefahr brächten, war der Tenor bei Hofe. In No. 10 Downing Street schien man dagegen zu Zugeständnissen an die „Volksseele“ bereit. Um die Modalitäten des Begräbnisses und um eine mögliche Teilhabe der Bevölkerung wurde so gestern noch gerungen. Die genauen Details, hieß es, würden „in Kürze“ bekannt gemacht.
Wann ist das Begräbnis - und wer kommt?
Noch nicht fest steht so der genaue Zeitpunkt des Begräbnisses. Da offenbar eine achttägige Trauerzeit vorgesehen ist, vermuten Beobachter, dass man den nächsten Samstag in den Blick gefasst hat. Immerhin muss man, wegen des Virus, nicht auf allzu viele Gäste aus fernen Landen warten. Das einzige, was die Boulevardpresse interessiert, ist eh die Frage: Kommt Harry aus LA? Schafft er es zeitlich? Und bringt er Meghan mit?