Der in Griechenland als Polizeireporter bekannte Giorgos Karaivaz wurde mit sieben Schüssen niedergestreckt, wie griechische Medien unter Berufung auf Polizeikreise berichteten. Zwei Männer seien anschließend auf einem Motorrad geflüchtet, hieß es. Über die Hintergründe war zunächst nichts bekannt.
Am Tatort im Athener Stadtteil Alimos seien mindestens 17 Patronenhülsen gefunden worden, berichtete die Tageszeitung "Kathimerini". Gehört hätten Nachbarn jedoch nichts, weshalb die Polizei davon ausgehe, dass es sich um eine Pistole mit Schalldämpfer gehandelt habe. Karaivaz soll sich auf dem Nachhauseweg von einer mittäglichen Boulevardsendung befunden haben, bei der er als Polizeireporter berichtete.
"Es war ein professioneller Schlag", sagte der Polizeibeamte, der unter der Bedingung der Anonymität sprach, weil er nicht befugt war, gegenüber den Medien Erklärungen abzugeben. Die griechische Regierungssprecherin Aristotelia Peloni sagte, der Mord habe "uns alle schockiert". "Die Behörden ermitteln bereits, um die Täter zu verhaften und vor Gericht zu stellen", sagte sie.
Gerätselt wird über die möglichen Hintergründe. Die "Vereinigung der Europajournalisten/Association of European Journalists" (AEJ) verweist darauf, dass Karaivaz "ein Veteran der Kriminalberichterstattung" gewesen sei, der für verschiedene griechische Zeitungen und Rundfunkanstalten gearbeitet hatte. Die Regierung habe eine Untersuchung der Tat angeordnet.
Der Fall erinnert in Griechenland an den des vor elf Jahren ermordeten Journalisten Sokratis Giolias, der - ebenfalls vor seinem Haus - mit 16 Schüssen getötet worden war. Damals hatte eine linksextreme Terrororganisation die Verantwortung für das Attentat übernommen.
"Verachtenswerte, feige Tat"
"Die Ermordung eines Journalisten ist eine verachtenswerte, feige Tat", schrieb EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen am Freitag auf Twitter. Europa stehe für Freiheit. "Und die Pressefreiheit ist vielleicht das Heiligste von allen. Journalisten müssen sicher arbeiten können." Ihre Gedanken seien bei der Familie von Karaivaz. Sie hoffe, dass die Verbrecher bald vor Gericht gestellt werden.
Die für Werte und Transparenz zuständige Vizepräsidentin der EU-Kommission, Vera Jourova, reagierte besorgt. Sie sei tief geschockt, schrieb die Tschechin auf Twitter. Ihre Gedanken seien bei Karaivaz' Familie und seinen Kollegen. Es müsse für Gerechtigkeit gesorgt und die Sicherheit von Journalisten garantiert werden.
Die Menschenrechtskommissarin des Europarats, Dunja Mijatović, forderte die Behörden auf, die Tat dringend und vollständig zu untersuchen und sicherzustellen, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Auf Twitter schrieb sie, die Tötung Karaivaz' sei eine tragische Erinnerung daran, dass Journalismus ein gefährlicher Beruf in Europa sei.
Die Ermordung des Journalisten am helllichten Tag in einer europäischen Stadt zeige, dass das Umfeld für investigative Journalisten in Europa aufgrund der zunehmenden Feindseligkeit gegenüber Medien gefährlicher geworden ist, betonte auch der AEJ. William Horsley, der Vertreter der AEJ für Medienfreiheit, forderte die griechischen Behörden dazu auf, "die Mörder von Giorgos Karaivaz vor Gericht zu stellen, um eine weitere Erosion des öffentlichen Vertrauens zu verhindern."