Die Via delle Fornaci ist die Straße, in der früher die Ziegelbrenner in Rom ihr Werk taten. Sie führt vom Gianicolo-Hügel hinunter zum Petersdom. Zu Ostern laufen hier normalerweise Massen von Pilgern hinunter, um bei den Feierlichkeiten mit dem Papst dabei zu sein, am höchsten Fest des Christentums. Es ist sonnig an diesem Karsamstag in Rom in der Straße der Ziegelbrenner, aber kaum eine Menschenseele ist unterwegs.

"Keine Touristen, niemand da"

Ein Mofa knattert den Berg hinunter in Richtung Vatikan, zwei leere Taxis stehen am Straßenrand. Vor der Bar "L'incontro", der Bar der Begegnung, wo früher die Touristen Schlange standen, steht jetzt nur ein geknickter Mann in Schürze, mit verschränkten Armen und mit hängendem Kopf. "Keine Touristen, niemand da", sagt der Besitzer der Bar. Eine Passantin mit ihrem Hund hält an und bestellt einen Kaffee. Römische Depression in Zeiten der Corona-Pandemie.



Es ist bereits das zweite Jahr, in dem Ostern in Rom, wie es jahrzehntelang begangen wurde, ausfällt. Die Stadt pulsiert normalerweise in diesen Tagen, Hunderte Busse karren die Gläubigen und Neugierigen an. Auch dieses Jahr ist das österliche Rom wegen Corona im Lockdown. Das Ghione-Theater in der Via delle Fornaci und ein Reisebüro gegenüber haben die Rollläden heruntergelassen, seit Monaten. Die Erdbeerschalen für zwei Euro im "Supermarket" gammeln vor sich hin, es scheint, als kaufe kein Mensch hier ein. Im Drei-Sterne-Hotel "Emmaus" bewegt sich etwas, Osterpilger vielleicht? "Chiuso", sagt der Mann am Tresen, das Hotel sei geschlossen. Die letzten Gäste? "Ein Geschäftsreisender. Vor zwei Wochen abgereist."



Rom ist rote Zone über die Ostertage, es gelten die strengsten Coronaregeln. Die Plastikschale, die der Bettler in der Unterführung am Largo di Porta Cavalleggeri in der Hoffnung auf milde Gaben aufgestellt hat, ist leer. Auf dem Petersplatz ist nichts los, nur ein junger Monsignore in Soutane und Aktentasche läuft in Richtung Glaubenskongregation. Eine unwirkliche Szene zum größten Fest des Christentums. Es ist bekannt, dass Papst Franziskus überhaupt nicht glücklich ist über die Beschränkungen: Der Papst, dessen Spezialität der Kontakt mit den Menschen ist. Ostern vergangenes Jahr lief im Vatikan bereits ohne Menschen ab, Franziskus betete bei einer eindrucksvollen Zeremonie, Weihnachten war ebenfalls einsam und kühl, also völlig unrömisch. Jetzt ist es wieder so.

Wo er kann, versucht Franziskus, der menschenleeren Routine zu entkommen. Am Gründonnerstag steht eigentlich die so bedeutsame Fußwaschung der Jünger Christi an, die Franziskus in einen symbolischen Dienst an den Letzten der Gesellschaft umgewandelt hat, früher wusch er etwa Gefangenen und Migranten die Füße. Das ist wegen Corona nicht erlaubt, also begab sich der Papst zu dem von ihm vor sechs Monaten wegen Unterschlagung und Amtsmissbrauch entlassenen Kardinal Angelo Becciu und feierte bei diesem zu Hause eine Messe. Am Karfreitag besuchte Franziskus das vatikanische Impfzentrum, wo an jenem Tag Obdachlose das Vakzin bekamen. Auch der Papst und sein Vorgänger Benedikt XVI. sind bereits gegen Corona geimpft.

Karfreitagsliturgie und Kreuzwegszeremonie

Am Nachmittag folgte die Karfreitagsliturgie im Petersdom, in Erinnerung an den Kreuzestod Jesu. Immerhin 200 Gläubige durften mit Maske und Abstand teilnehmen. Der Papst streckte sich dabei auf dem Boden vor dem Altar aus, es ist ein in der Liturgie vorgesehenes Zeichen von Demut. In früheren Jahren folgte eine Kreuzwegszeremonie mit Tausenden Menschen am Kolosseum. Wie vergangenes Jahr fand die Feier nun auf dem Vorplatz des Petersdoms statt. 14 Stationen der "Via Crucis" sollten an das Leiden von Jesus Christus erinnern. An jeder Station wurden Fürbitten vorgelesen, die Kinder vorbereitet hatten.

Ihre Botschaft war die Verwandlung des Leids in Fülle, der österlichen Metapher der Auferstehung entsprechend. Was die Pandemie angeht, warten Rom und die Welt allerdings noch auf diese Verwandlung. Den Segen "urbi et orbi" wird Franziskus heute nach der Ostermesse im Petersdom erteilen, nicht wie sonst mit Tausenden auf dem Petersplatz. Stattdessen herrschen strenge Zugangsbeschränkungen und Abstandsregeln, wenige Hundert Menschen sind zugelassen, mehr nicht.