Der Vater jener Familie, die über Jahre auf einem Hof in den Niederlanden isoliert war, wird strafrechtlich nicht verfolgt. Das Strafgericht in Assen beendete am Donnerstag das Verfahren, weil Gerrit Jan van D. (68) wegen seiner schlechten Gesundheit nicht prozessfähig sei. Nach dem Urteil wird er nun freigelassen. Der 68-Jährige, der nach einem schweren Schlaganfall 2016 schwere Gehirnschäden hat, war wegen jahrelanger Freiheitsberaubung der Kinder angeklagt gewesen.
Einen Prozess wird es in dem aufsehenerregenden Fall aber doch geben: Der Österreicher Josef B. muss sich wegen Beihilfe verantworten. Wann der Prozess gegen ihn starten wird, ist noch unklar.
Van D. war auch vorgeworfen haben, seine Kinder terrorisiert und einige von ihnen auch sexuell missbraucht zu haben. Neun Jahre lang lebte der Mann völlig isoliert mit sechs seiner neun Kinder auf einem abgelegenen Hof in Ruinerwold im Nordosten der Niederlande, nahe der deutschen Grenze. Nachbarn hatten nach eigenen Aussagen nichts davon bemerkt.
Staatsanwaltschaft und Verteidigung hatten auf die Einstellung des Verfahrens plädiert. Mehrere Gutachter hatten erklärt, dass der Angeklagte nicht in der Lage sei, dem Prozess zu folgen. Zu den Nachwirkungen seines Schlaganfalls zählen eine halbseitige Lähmung, der Mann kann auch nicht mehr sprechen.
Einige der Kinder - alle sind heute volljährig - hatten jedoch davor gewarnt, ihren Vater freizulassen. Die jüngeren Geschwister könnten so wieder in seinen Einfluss kommen. Die vier Ältesten hatten in einer Erklärung ihr Leiden durch Psychoterror und Gewalt geschildert. Der Vater hatte demnach eine Art Naturreligion geschaffen. Der Fall war im Oktober 2019 ans Licht gekommen, als ein Sohn in der Dorfbar von Ruinerwold um Hilfe gebeten hatte. Die Entdeckung der Familie hatte weltweit für Schlagzeilen gesorgt.