In Frankreich mehren sich die Spekulationen um einen möglichen dritten Lockdown. Die Sonntagszeitung "Journal du Dimanche" hatte berichtet, dass Präsident Emmanuel Macron noch in dieser Woche landesweite Ausgangsbeschränkungen verkünden könnte. Frankreichs Regierung betont unterdessen, dass noch nichts entschieden sei. "Es gibt zu diesem Zeitpunkt noch keine Entscheidung", sagte Europa-Staatssekretär Clement Beaune am Montagmorgen im Gespräch mit Radio Classique.
Ähnlich äußerte sich Regierungssprecher Gabriel Attal. Er sagte dem Sender France 3, man wolle schauen, ob die abendlichen Ausgangsbeschränkungen ab 18 Uhr Wirkung zeigten. Die Verbreitung des Virus schreite in Frankreich derzeit voran, ohne dass es einen exponentiellen Anstieg gebe, so Attal. Im Schnitt liegt die Zahl der täglichen Corona-Neuinfektionen etwa bei 20.000. Im Dezember lag sie zeitweise bei der Hälfte. Macron hatte damals als Ziel nicht mehr als 5.000 Neuinfektionen pro Tag ausgerufen.
Für den Leiter des Wissenschaftlichen Rates, Jean-François Delfraissy, ist es wahrscheinlich, dass Frankreich auf einen weiteren Lockdown zusteuert. Dies sei vor allen Dingen der Mutation des Virus geschuldet. "Aber es steht nicht nur gesundheitlich, sondern auch wirtschaftlich und gesellschaftlich viel auf dem Spiel", sagte er dem Sender BFMTV. Der Chef der Arbeitgebervereinigung Medef warnte, dass ein neuer Lockdown nicht zu einer "zusätzlichen Katastrophe für die Wirtschaft" werden dürfe. Die Geschäfte sollten dieses Mal geöffnet bleiben, forderte Geoffroy Roux de Bezieux.
In Frankreich gab es bereits zwei Mal sehr strikte Ausgangsbeschränkungen - im vergangenen Frühjahr und Herbst. Seit gut einer Woche gilt im ganzen Land die abendliche Ausgangssperre ab 18 Uhr. Supermärkte sind dann geschlossen, Spaziergänge oder Sport an der frischen Luft untersagt. Gerade am späten Nachmittag kommt es seitdem in etlichen Supermärkten zu riesigen Anstürmen und Gedränge.