Klaus Dannert, 90-jähriger Hobby-Trompeter in Koblenz, gibt fast jeden Abend ein kleines Balkonkonzert gegen den Corona-Blues. "Ich warte immer die sieben Glockenschläge der St.-Josef-Kirche bei mir ab, dann setze ich auf meinem Balkon an", sagt der pensionierte evangelische Pfarrer. "Meistens spiele ich zwei Strophen eines Volkslieds - die erste laut, die zweite leise als Echo." Danach intoniere er für die Kinder das Sandmännchen-Lied.
"Mal in der West-Fassung, mal in der DDR-Fassung, da wechsle ich", erklärt Dannert. "Manchmal höre ich dann Jubelgeräusche von Kindern." Seine Trompetenmusik erklingt in einem Innenhof im Koblenzer Stadtteil Südliche Vorstadt. "Das verstärkt den Schall", sagt der frühere Pfarrer. Seine Nachbarn seien seine Zuhörer - und manchmal auch Passanten, die von den Klängen in den Innenhof gelockt würden. Die Nachbarn kämen danach manchmal in Gespräche von Balkon zu Balkon.
Schoko im Briefkasten
In seinem Briefkasten habe er schon Schokolade gefunden, erzählt Dannert. Besonders gerührt habe ihn ein Dankesbriefchen eines Kindes. Auf Facebook hat eine Frau geschrieben: "Eine schöne herzerwärmende Idee in dieser stillen einsamen Zeit."
Von dem humoristischen Dichter und Zeichner Wilhelm Busch stammt die Erkenntnis "Musik wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden" - hat es auch schon Kritik an Dannerts Trompetentönen gegeben? "Bis zu mir ist das noch nicht vorgedrungen", sagt der 90-Jährige. "Aber es kann schon sein, dass jemand sagt: "Das stört mich bei der Sportschau."