Auf den zu Spanien gehörenden Kanaren-Inseln sind am Wochenende 1.275 weitere Migranten in insgesamt 42 offenen Holzbooten aus Afrika angekommen. Das bestätigte die Seenotrettung der Inseln der Deutschen Presse-Agentur am Montag. Die Zahl der Migranten, die aus Nord- und Westafrika zu der Inselgruppe im Atlantik kommen, hat dieses Jahr stark zugenommen. Seit Jänner erreichten etwa 17.000 Menschen die Inseln.
Die meist nur mit einem Außenborder angetriebenen Boote stechen vor allem von Marokko und Mauretanien aus in See oder kommen aus dem 1.500 Kilometer weiter südlich gelegenen Senegal. Dürren, die Corona-Pandemie, Armut und Arbeitslosigkeit sowie Gewalt wie in Mali bringen die Menschen dazu, in der Hoffnung auf ein besseres Leben in Europa die lebensgefährliche Fahrt über das Meer zu riskieren.
Die meisten Migranten werden zur Registrierung und für den Corona-Test auf die Mole der Hafenstadt Arguineguín im Südwesten von Gran Canaria gebracht. Dort drängen sich zeitweise mehr als 2.000 Menschen in Zelten und unter freiem Himmel, sie schlafen auf dem Boden. Die hygienischen Verhältnisse sind prekär, Corona-Abstandsregeln lassen sich kaum einhalten. Manche der Migranten müssen dort Wochen aushalten. Der für Migranten zuständige Richter Arcadio Díaz Tejera kritisierte, die Menschen würden auf der Mole "wie Vieh zusammengepfercht".
Von der Mole aus werden die Menschen in Notunterkünfte und auch auf leer stehende Touristenanlagen verteilt, was im Tourismussektor zunehmend auf Kritik stößt. Die Zentralregierung hatte vor zehn Tagen angekündigt, das Lager auf der Mole zu schließen und eine Kaserne für die Ankömmlinge zu öffnen. Bisher ist das aber nicht geschehen.