Sie ist das beliebteste Mitglied des spanischen Königshauses. Scheinbar unberührt von den vielen Skandalen, in deren Mittelpunkt vor allem ihr Ehemann, Juan Carlos I., steht. Doch nun gerät auch das Bild der immer so sympathisch lächelnden Königin Sofía, die gerade ihren 82. Geburtstag gefeiert hat, ins Wanken.

Spaniens angesehene Zeitung "El Diario" berichtet, dass nun auch gegen die Mutter von Spaniens aktuellem Throninhaber, Felipe VI., ermittelt wird. Denn nicht nur Juan Carlos, sondern auch Sofía und weitere ungenannte Mitglieder der Königsfamilie sollen ihr Luxusleben jahrelang aus dubiosen Geldquellen bestritten haben, die vor dem spanischen Finanzamt versteckt wurden – mit Schwarzgeld.
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Dabei wurden laut "El Diario" Kreditkarten benutzt, die mit geheimen Konten verbunden waren, deren Besitzverhältnisse über Strohmänner verschleiert wurden. Diese Konten seien mit hohen Summen gespeist worden, die zwischen 2016 und 2018 aus dem Ausland kamen. Möglicherweise über den Umweg eines hilfreichen befreundeten mexikanischen Multimillionärs.



Spaniens Generalstaatsanwältin Dolores Delgado bestätigte, dass der Oberste Gerichtshof in Madrid die Untersuchungen in dieser Sache an sich gezogen habe. Einzelheiten nannte sie aber nicht. Delgado sagte auch, dass noch in einem weiteren, bisher unbekannten Fall gegen Juan Carlos wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung und der Geldwäsche ermittelt werde. Dabei gehe es um Millionenkonten, die alle auf eine Steueroase hinführen: auf die britische Jersey-Insel.

In einem dritten Ermittlungsverfahren wird ein geheimes Konto des Altkönigs in der Schweiz untersucht, das möglicherweise mit millionenschweren Schmiergeldern gefüllt worden war, bevor es 2012 aufgelöst wurde. Hier wird ebenfalls wegen Steuerbetrugs, Geldwäsche, aber auch wegen Korruption ermittelt.

Mit den neuen Ermittlungen dürfte es für Juan Carlos in seinem derzeitigen Domizil in weiter Ferne noch etwas heißer werden. Nachdem im Sommer immer mehr Einzelheiten über seine geheimen Geldgeschäfte ans Licht gekommen waren, hatte sich der 82-Jährige in einer Nacht-und-Nebel-Aktion nach Abu Dhabi in die Vereinigten Arabischen Emirate abgesetzt.

Ehefrau Sofía begleitete Juan Carlos nicht in den arabischen Ölstaat im Persischen Golf. Sie lebt seit Jahren von ihrem Ehemann getrennt. Den Berichten zufolge prüfen die Finanzfahnder derzeit, ob Sofía wusste, dass sie von Juan Carlos mit einer Kreditkarte ausgestattet worden war, die offenbar aus einer schwarzen Kasse gespeist wurde.

Vor einigen Wochen hatte Juan Carlos’ langjährige Geliebte, die deutsche Geschäftsfrau Corinna zu Sayn-Wittgenstein, angedeutet, dass die bisher bekannt gewordenen Einzelheiten nur die Spitze des Eisbergs sein könnten. Der britischen BBC sagte sie, dass die Spuren von „Hunderten Konten“ im Ausland zum spanischen Königspalast führen würden.

Sayn-Wittgenstein unterhielt nach eigener Aussage von 2004 bis 2009 eine "sentimentale Beziehung" zu Juan Carlos.

Für Spaniens amtierenden König Felipe VI., der 2014 die Krone von seinem Vater übernahm, wird es zunehmend schwieriger, den schwer angeschlagenen Ruf der Monarchie zu retten. Neuen Umfragen zufolge können sich von Woche zu Woche immer mehr Spanier vorstellen, in einer Republik mit einem gewählten Staatspräsidenten zu leben.