Passagierinnen sind am Flughafen von Katar zwangsweise gynäkologischen Untersuchungen unterzogen worden, nachdem auf einer Flughafentoilette ein ausgesetztes Frühchen entdeckt wurde. Die australische Regierung verurteilte am Montag das "grobe" und "beleidigende" Vorgehen am Airport in Doha.
Dort waren mehrere Flugreisende, darunter Australierinnen, Anfang des Monats aus einer Maschine geholt und auf Anzeichen für eine kürzlich erfolgte Niederkunft untersucht worden, wie jetzt bekannt wurde. Aus informierten Kreisen in Doha hieß es, die Frauen seien "invasiven Leibesvisitationen unterzogen worden". Bei ihnen sei zwangsweise ein Abstrich vom Gebärmutterhals gemacht worden.
"Verstörend, beleidigend, besorgniserregend"
Die australische Außenministerin Marise Payne sprach von einem "zutiefst verstörenden, beleidigenden, besorgniserregenden" Vorgehen der Behörden in Katar: "So etwas habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gehört." Die Regierung habe den katarischen Behörden ihre Besorgnis deutlich gemacht, die australische Bundespolizei sei eingeschaltet.
Der mitreisende Passagier Wolfgang Babeck, der ebenfalls in der betroffenen Maschine von Doha nach Sydney saß, schilderte, mehrere Passagierinnen seien in einem Zustand "totaler Erschütterung" von der Untersuchung an Bord zurückgekehrt. "Alle waren aufgewühlt, manche waren wütend, eine weinte, aber im Grunde konnten alle kaum glauben, was passiert war. "Schließlich hob die Maschine von Qatar Airways mit vier Stunden Verspätung in Richtung Sydney ab.
Der Flughafen Doha erklärte, Mediziner hätten sich "Sorgen um die Gesundheit und das Wohlergehen einer Mutter gemacht, die gerade niedergekommen war". Daher hätten sie darum gebeten, die Frau ausfindig zu machen. "Personen, die Zugang zu dem Bereich des Flughafens hatten, wo das Neugeborene gefunden wurde, wurden gebeten, bei der Suche zu helfen", hieß es in der Erklärung der Airportverwaltung weiter, ohne auf die Zwangsuntersuchungen einzugehen. Die Mutter des Babys wurde letztlich nicht gefunden. Dem Airport zufolge ist es wohlauf.
Der Vorfall könnte Katars Ruf im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 schaden, die in dem Golf-Emirat stattfinden soll. Dann werden zehntausende Besucher aus dem Ausland in dem Land erwartet.