In der Nacht auf 25. Oktober ist es wieder so weit: Die Zeiger werden in Europa um 3.00 auf 2.00 Uhr und damit auf Normalzeit zurückgestellt (sofern dies nicht ohnehin digital oder per Funksignal automatisch passiert). Was die Fragen aufwirft: Was passierte mit der geplanten Abschaffung der Zeitumstellung, die 2019 in die Wege geleitet schien? Wie geht es 2021 weiter?
Kurz gesagt: Es klemmt. Am 26. März 2019 war es, als 410 Abgeordnete des EU-Parlaments für die Abschaffung der Zeitumstellungen 2021 oder 2022 stimmten – und 192 dagegen. Damit das Uhrendrehen tatsächlich sein Ende hat, müsste am Ende auch eine Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten zustimmen. Bislang ist man aber von einer Abstimmung in der Sache noch weit entfernt.
Die damalige EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc betonte 2019: „Die Mitglieder des Parlaments haben ein klares Signal gesendet. Sie wollen die Zeitumstellung ab 2021 abschaffen. Dies wird sich direkt auf alle in der EU lebenden Menschen auswirken und ihr Leben erleichtern. Ich verstehe aber, wie wichtig ein koordiniertes Vorgehen der einzelnen Mitgliedsstaaten bei der endgültigen Wahl der Standardzeit ist.“
Der EU-Ministerrat beriet das Ende des zweimaligen jährlichen Uhrendrehens zuletzt im Dezember 2019. Definitive Antworten blieb er freilich schuldig. Dann kam Corona – und nach wie vor steht natürlich die Bewältigung der Pandemie im Vordergrund. Das bedeutet: Unklarheit über die weitere Handhabe der Zeitumstellung. Insgesamt scheint es immer unwahrscheinlicher, dass nächstes Jahr das Ende des Uhrendrehens kommt.
Das offizielle Österreich bevorzugte im vergangenen Jahr eine permanente Sommerzeit als Standardzeit für das ganze Jahr. Derzeit will man aber keine Präferenz bekannt geben. Auf Anfrage der Kleinen Zeitung wird von dem dafür zuständigen Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW) die Notwendigkeit einer gesamteuropäischen Abstimmung betont. BMDW-Sprecher Wolfgang Schneider dazu: „Es muss partnerschaftlich besprochen werden, sonst haben wir in Europa einen Fleckerlteppich. Wir wollen keine Vorgaben geben. Für uns ist vor allem auch wichtig, wie Österreichs Nachbarländer damit umgehen.“ Er verweist auf Deutschland, das ja seit 1. Juli die EU-Präsidentschaft innehat und wo Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier zuständig ist. Von dort könne auch ein neuer Anstoß kommen: „Das Thema ist von Berlin aufs Tapet zu bringen, damit sich etwas tut. Es kann aber nur gemeinsam gehen“, hält Schneider dazu fest.
Generell wird das Thema in Europa höchst unterschiedlich wahrgenommen: Bei einer EU-weiten (nicht repräsentativen) Online-Umfrage 2018 hatten sich 84 Prozent der Teilnehmer für ein Aus der Zeitumstellung ausgesprochen. 4,6 Millionen Antworten – davon allein drei Millionen aus Deutschland – gingen ein. Die meisten votierten für eine dauerhafte Sommerzeit. Die Beteiligung stellte einen Rekord dar, zugleich aber nicht einmal ein Prozent der EU-Bürger. In vielen anderen Staaten in Europa ging das Zeitumstellungsthema indes direkt am Bürgerinteresse vorbei.
Laut Vorschlag der EU-Kommission soll jeder Mitgliedsstaat selbst entscheiden, ob er die Sommer- oder die Winterzeit behalten möchte. In einigen Staaten gibt es dagegen jedoch Vorbehalte. Nicht zuletzt für die Wirtschaft scheint eine einheitliche Zeitzone wünschenswert. Andernfalls würde dem innereuropäischen Handelsverkehr geschadet. Bereits jetzt gibt es in Europa drei Zeitzonen – träfe jedes Land seine eigene Entscheidung, würde der Fleckerlteppich für Chaos sorgen, so der Einwand. Was kommt, wird sie weisen – die Zeit.