Ein Drogen-Skandal im Münchner Polizeipräsidium weitet sich deutlich aus: Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt inzwischen gegen 21 Polizisten, wie die Behörde mitteilte. Sie sollen selbst Drogen konsumiert und sie untereinander weitergegeben haben. Mehr als 70 Ermittler des Landeskriminalamtes und 100 weitere Beamte durchsuchten am Mittwoch im Rahmen einer großen Razzia 30 Wohnungen und sieben Dienststellen.
Es sind nach Angaben einer Sprecherin die wohl umfangreichsten Ermittlungen, die die Staatsanwaltschaft jemals gegen Polizeibeamte führte. Ermittelt wird wegen des Verdachtes auf Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz und gegen das Anti-Dopinggesetz. Gegen einzelne Beamte werde auch wegen des Verdachts der Verfolgung Unschuldiger oder Strafvereitelung im Amt ermittelt.
Verfolgung Unschuldiger
Aus Sicht der Ermittlungsbehörden wiegt vor allem der Vorwurf der Verfolgung Unschuldiger schwer. Es sollen Anhaltspunkte vorliegen, dass es in einem Fall einen von den Polizisten behaupteten Widerstand gegen Polizeibeamte gar nicht gegeben hat. In einem anderen Fall soll ein Polizist auf einer Dienststelle verwahrtes Kokain abgezweigt haben und von seinen Kollegen nicht daran gehindert worden sein.
Die Ermittlungen waren 2018 ins Rollen gekommen, nachdem ein mutmaßlicher Drogenhändler, der vor allem Kunden eines Münchner Nachtclubs mit Rauschmitteln versorgt haben soll, vor Gericht Vorwürfe gegen Polizisten erhoben hatte. Ursprünglich hatte der Verdacht von Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz sich nur gegen zwei Polizisten gerichtet, die selbst Drogen konsumiert haben sollen, dann gegen acht - nun sind es mehr als doppelt so viele: 21 Polizeibeamte auf neun Dienststellen sowie 17 weitere Personen wie Drogenhändler oder Verkäufer von Dopingmitteln stehen unter Verdacht. Einige der Polizisten sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft bereits suspendiert worden.
Der Münchner Polizeipräsident Hubertus Andrä forderte harte Konsequenzen. "Für mich ist das hier im Raum stehende Verhalten der betroffenen Polizeibeamten absolut inakzeptabel und muss, wenn sich die Vorwürfe wirklich bestätigen, mit aller gesetzlicher Härte bestraft werden", sagte er am Mittwoch.