Im Mittelmeer warten rund 230 aus Seenot gerettete Bootsmigranten auf zwei Schiffen auf Zuweisung eines sicheren Hafens. 27 Menschen harrten seit mehr als drei Wochen auf dem Frachtschiff "Maersk Etienne" in der Nähe von Malta aus, berichtete die Hilfsorganisation Sea-Watch am Donnerstag. Der dänische Tanker habe die Migranten am 4. August aufgenommen.
Ein Sprecher des Transportunternehmens Maersk bestätigte dies. Nach Reederei-Angaben werden die Menschen, darunter ein Kind und eine Schwangere, seitdem von der Crew versorgt. Allerdings sei der Tanker "nicht für Passagiere gebaut, und es bedarf einer internationalen Lösung für die gestrandeten Migranten", hieß es in einer Erklärung des Unternehmens.
Von breitem Bündnis betrieben
Zudem hatte das neue deutsche Hilfsschiff "Sea-Watch 4" bei seiner ersten Fahrt im Seegebiet vor Libyen seit 22. August insgesamt 202 Menschen an Bord genommen, wie die Organisatoren erläuterten. Das Schiff wird von einem breiten Bündnis, darunter die Evangelische Kirche, betrieben. Inzwischen sei ein Jugendlicher mit Treibstoff-Verbrennungen durch die italienische Küstenwache abgeholt worden.
Sea-Watch habe in Italien und Malta um Zuweisung eines sicheren Hafens gebeten. Die Verantwortlichen in Valletta hätten die Anfrage für die "Sea-Watch 4" abgewiesen. Sowohl Italien als auch Malta beklagen, dass sie mit den ankommenden Migranten von den EU-Partnern alleine gelassen würden. In Süditalien sind viele Auffanglager überfüllt. Rom setzt auch Quarantäne-Schiffe ein, denn die Migranten müssen wegen der Corona-Pandemie zwei Wochen in Isolation. Die Zahl der Menschen, die in Libyen und Tunesien ablegen und Italien ansteuern, war im Sommer sprunghaft gestiegen.
Havariertes Boot
Die griechische Küstenwache leitete am Donnerstagabend eine umfangreiche Aktion in die Wege, um Dutzende Migranten von einem havarierten Boot südlich der Touristeninsel Rhodos zu retten. Die Küstenwache habe bereits das Boot der Migranten erreicht, berichtete der Staatsrundfunk. Wie ein Offizier der Küstenwache der Deutschen Presse-Agentur sagte, seien nach Angaben eines der Insassen, der die europäische Rettungsnummer 112 angerufen hatte, 55 Menschen an Bord. Auch vorbeifahrende Schiffe nehmen an der Rettungsaktion teil, berichtete der örtliche Radiosender ERT-Südägäis.