Schwindender Lebensraum und steigende Temperaturen verringerten die Nahrung für die Fleischfresser, hieß es in einer am Montag in "Nature Climate Change" publizierten Studie. Die Bären kämen dadurch in einen Teufelskreis, da hungrige, entkräftete Tiere weniger Erfolg bei der Jagd hätten.
In manchen Regionen sei das bereits zu beobachten, hieß es in der Studie. Mit dem Schrumpfen des Eises am Nordpol verkleinere sich das Zeitfenster, das den Bären für die Robbenjagd bleibe. Mit weniger Körpergewicht kämen die Bären dann schlechter durch den arktischen Winter. Zwölf von 13 untersuchten Populationen dürften die nächsten 80 Jahre nicht überstehen. In der Arktis steigen die Temperaturen doppelt so schnell wie im weltweiten Durchschnitt.
"Für die Bären verlängert sich die Zeit ohne Nahrung, bevor das Eis wieder zufriert und sie sich erneut auf die Jagd machen können", erklärte der Leiter der Studie, Steven Amstrup von der NGO Polar Bears International. Die Forscher gingen in ihrer Studie von einem Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur um 3,3 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit aus. Bereits die Erwärmung um ein Grad hat zu einer Häufung von Hitzewellen, Dürren und Stürmen geführt.
Selbst wenn die Menschheit den Anstieg auf 2,4 Grad begrenzen könnte - ein halbes Grad mehr als im Pariser Klimaschutzabkommen, aber dennoch kaum realistisch - würde es das Aussterben der Bären wohl nur verzögern. "Das wäre noch immer viel mehr, als Eisbären während einer Million Jahre Evolutionsgeschichte erlebt haben", sagte Amstrup. Die Fleischfresser am oberen Ende der Nahrungskette seien kaum in der Lage, sich einer veränderten Umwelt schnell genug anzupassen. "Ihr Lebensraum schmilzt sprichwörtlich."
Bisher sind lediglich Eisbären so unmittelbar vom Klimawandel betroffen, das sei aber nur ein Vorbote dessen, worauf sich andere Tierarten in den kommenden Jahrzehnten einstellen müssten, schreiben die Forscher. In freier Wildbahn leben heute noch etwa 25.000 Eisbären.