Nach dem langen Lockdown haben die Italiener am ersten Sommerwochenende die Strände des Landes gestürmt. Dabei wurden wiederholt die Abstandsregeln nicht berücksichtigt. Wegen eines zu starken Andrangs auf Züge in Richtung Ligurien und Gardasee mussten einige Passagiere am Mailänder Hauptbahnhof auf ihre Reise verzichten.
Hotels vermeldeten vermehrt Buchungen aus dem Ausland für die Strände Friauls und Venetiens. Touristen waren verstärkt auch in Rom, Venedig und Florenz unterwegs. Menschenschlangen bildeten sich im Hafen von Neapel, wo hunderte Touristen auf die Fähren nach Ischia und Capri warteten. Der Bürgermeister von Capri, Marino Lembo, zeigte sich wegen der Infektionsgefahr besorgt. "Während des Coronavirus-Notstands war unsere Insel ein Vorbild, wir hoffen, dass unsere Bemühungen gegen Covid-19 jetzt nicht zunichte gemacht werden. Wer nach Capri kommt, muss wissen, dass er in voller Sicherheit bei uns urlauben kann", sagte der Bürgermeister.
70 Prozent weniger Urlauber aus Ausland
Trotz des Starts der Saison macht sich Italiens Tourismusbranche wegen des Ausfalls vieler ausländischer Gäste Sorgen. Laut Giorgio Palmucci, Präsident von Italiens Fremdenverkehrsverband ENIT, werden in diesem Jahr in Italien 70 Prozent weniger Urlauber aus dem Ausland als im Vorjahr eintreffen. Dies entspricht 140 Millionen Übernachtungen. Auch bei den italienischen Touristen wird mit einem Rückgang von 50 Prozent gegenüber 2019 gerechnet, als 430 Millionen Übernachtungen gemeldet wurden.
Hoffnungen setzt Palmucci auf die Urlaubsmonate Juli und August. 47 Prozent der Italiener wollen sich einen Urlaub gönnen und 90 Prozent in der Heimat bleiben. Vor allem Ortschaften am Meer und in den Bergen können damit hoffen, die Verluste der vergangenen Monate zumindest teilweise gutzumachen.
Inzwischen ist die Zahl der Todesopfer in Italien seit dem 1. März auf ein Tief gesunken. Acht Todesopfer wurden am Samstag in 24 Stunden gemeldet, in der Lombardei waren es zwei.