"Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß." Beim deutschen Fußball-Bundesligaklub Schalke 04 trifft dieses Zitat von Weltmeister Andreas Brehme derzeit nicht nur auf die Mannschaft zu. Seit 14 Spielen sind die Knappen sieglos. Ohne starke Herbstsaison wäre man längst im Abstiegskampf. Schalke-Aufsichtsratschef Clemens Tönnies wäre aktuell wohl froh, müsste er sich nur über die sportliche Talfahrt Sorgen machen.
Der mächtige Fleisch-Unternehmer (64) aus Nordrhein-Westfalen erlebt die heftigste Krise seiner Karriere. Mehr als 1500 Mitarbeiter im größten Schlachtbetrieb Deutschlands in Rheda-Wiedenbrück sind mittlerweile positiv auf das Coronavirus getestet worden. Fast 7000 Mitarbeiter befinden sich in Quarantäne. Die Kritik an mangelnder Schutzausrüstung und prekären Arbeits- und Unterkunftsbedingungen wird immer lauter – nicht nur von Tönnies’ Neffen Robert, der die Hälfte des Unternehmens besitzt.
1,4 Milliarden Euro Vermögen
Den Vorwurf des Lohndumpings gab es schon häufiger. Am Wochenende entschuldigte sich Tönnies erstmals für den Corona-Ausbruch unter seinen Mitarbeitern. Sein Konzern stehe in "voller Verantwortung", hieß es knapp. Der Druck auf den polternden Patriarchen steigt. 20.000 Schweine werden in der Fleischfabrik täglich geschlachtet und verarbeitet.
Tönnies, Sohn eines Metzgers und selbst gelernter Fleischtechniker und Kaufmann, war erst 15, als er 1971 gemeinsam mit Bruder Bernd (der schon 1994 verstarb) einen Großhandel für Fleisch- und Wurstwaren gründete. Mit Billigfleisch wurde Tönnies reich – "Forbes" schätzt sein Vermögen auf 1,4 Milliarden Euro. Der in zweiter Ehe verheiratete Vater zweier Kinder pflegt intensive Beziehungen zu Wladimir Putin, Gerhard Schröder oder Franz Beckenbauer.
Im Vorjahr zog sich Tönnies wegen rassistischer Äußerungen für drei Monate als starker Mann auf Schalke zurück. Nun machen auch die Fans wieder gegen ihn mobil. Mit dem Slogan: "Schalke ist kein Schlachthof! Gegen die Zerlegung unseres Vereins."