Nach seiner Ansprache im Garten des Weißen Hauses hat US-Präsident Donald Trump mit einer Bibel vor der nahegelegenen Kirche St. Johns für Pressefotos posiert. Damit er sicher dorthin gehen konnte, drängten Polizisten am Montagabend (Ortszeit) friedliche Demonstranten zurück und setzten auch Tränengas ein. Die Aktion sorgte angesichts der aufgeladenen Stimmung im ganzen Land für Kopfschütteln.
Während Trumps kurzem Statement zeigten Live-Übertragungen im US-Fernsehen, wie auf der gegenüberliegenden Straßenseite im Lafayette Park Polizisten Tränengas in Richtung der Demonstranten abfeuerten und die berittene Polizei die Menschansammlung zurückdrängte. Die Polizeiaktion gab Trump und seinem Gefolge - unter anderem Justizminister William Barr und seine Sprecherin Kayleigh McEnany - sicheres Geleit für den Fußmarsch zur Kirche. Dort posierte Trump mit einer Bibel in der Hand für Fotos. Er ging nicht hinein, er sprach auch kein Gebet.
"Ich bin empört", sagte Bischöfin Mariann Edgar Budde von der Diözese Washington, dem Sender CNN. Trumps Botschaft stünde im Gegensatz zu kirchlichen Lehren, sagte sie. Auch der Gouverneur von New York, Andrew Cuomo, kritisierte die Anwendung von Gewalt, um Trump den Weg für eine Foto-Möglichkeit frei zu machen: "Es war wirklich, wirklich beschämend." Politische Kommentatoren bezeichneten die Szene als Wahlkampf-Auftritt und "Show Act".